Überstundenzettel (c) PCGlobaL

Berlin (epo.de). - Ein ernüchterndes Bild der Arbeitsbedingungen in der Computerindustrie zeichnet eine neue Studie der nichtstaatlichen Organisationen WEED (Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung) und SACOM (Students and Scholars against Corporate Misbehaviour/Hongkong). Der Untersuchung zufolge kommt es in den Zulieferbetrieben namhafter Computerhersteller zu "massiven Verstößen nationaler Gesetze, der Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation und der Verhaltenskodizes der Markenunternehmen".

Die Studie "The Dark Side of Cyberspace. Inside the Sweatshops of China´s Computer Hardware Production", die am Montag in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, beruht auf zahlreichen Interviews mit den Beschäftigten von Zuliefererbetrieben von Computerunternehmen. Sie zeichnet ein düsteres Bild über die Arbeitsbedingungen in der Branche.

In den untersuchten Zulieferunternehmen Compeq Technology (Zulieferer von Dell, Lenovo u.a.) und Excelsior Electronics (Zulieferer von Fujitsu Siemens Computers u.a.) werden demnach nationale Gesetze, Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und Verhaltenskodizes der Markenunternehmen massiv verletzt. "Die Arbeiter stehen unter einem enormen Stress. Grund dafür sind nicht nur erzwungene Überstunden, sondern auch das harsche Fabrikregime. Bei Compeq gibt es sogar Regeln darüber, wie man sich im Unternehmen zu bewegen hat und wie die Haare getragen werden müssen", erklärte Charles Ho von SACOM.

Die Markenunternehmen erhielten im Vorfeld der Veröffentlichung die Möglichkeit, sich zu den in der Studie erhobenen Vorwürfen zu positionieren. "Das Verhalten der Markenunternehmen ist beschämend. In der Regel wurde versucht, die wirtschaftlichen Beziehungen zu den untersuchten Unternehmen zu verschleiern und die Probleme kleinzureden. Keines der Markenunternehmen hat bislang konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Bedingungen angekündigt", sagte Sarah Bormann von WEED.

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WEED und SACOM forderten die Markenunternehmen auf, Verantwortung für ihre Zulieferkette zu übernehmen. Sie beeinflussten durch Preisdruck und knapp kalkulierte Lieferfristen unmittelbar die Arbeitsbedingungen. "Die Flexibilitätspuffer der Branche sind die Beschäftigten. Dies zeigt sich aktuell an den Auswirkungen der Finanzkrise, von der auch die chinesische Exportindustrie betroffen ist. Auch bei Excelsior und Compeq kam es zu Entlassungen von Wanderarbeitern", berichtete Jenny Chan von SACOM.

Um den Druck auf die Markenunternehmen zu erhöhen, hat WEED die europäische Kampagne ProcureITfair ins Leben gerufen. In deren Rahmen setzt sich die Organisation dafür ein, dass soziale Kriterien bei IT-Ausschreibungen öffentlicher Einrichtungen berücksichtigt werden.

"Öffentliche Einrichtungen sind ein wichtiger Großkunde für die Computerfirmen. Statt weiterhin nach dem Motto 'Geiz ist geil' einzukaufen, sollten sie in Ausschreibungen soziale Kriterien zu verbindlichen Vorgaben machen. Mit sozial verantwortlicher Beschaffungspolitik können Universitäten und Gemeinden einen wichtigen Beitrag für bessere Arbeitsbedingungen in der Computerbranche leisten", forderte Florian Butollo von WEED.

Fotos: Überstunden-Zettel; Arbeitspause von Computer-ArbeiterInnen © PCGlobal

-> www.pcglobal.org

 


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