Grüne Woche PlakatBerlin (epo.de). - Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Brot für die Welt, FIAN Deutschland und Germanwatch "lehnen die Empfehlungen der industriellen Agrarlobby zur Lösung der Hungerkrise entschieden ab". Das erklärten die Organisationen anlässlich der Grünen Woche, die am Donnerstag in Berlin eröffnet wurde. Das Forum Internationale Grüne Woche steht in diesem Jahr unter dem Motto "Sicherung der Welternährung - Globale Herausforderung für Politik und Wirtschaft".

Den rund 30 Agrarministern, die am 17. Januar in Berlin über Wege aus der Hungerkrise beraten, sollen vom Forum "Handlungsempfehlungen mit auf den Weg gegeben werden". Die Nichtregierungsorganisationen (NRO) sind besorgt, dass die Aktivitäten der Agrarlobby und der neue Aktionsplan der Bundesregierung zur Förderung deutscher Agrarexporte "eine Gefahr für das Recht auf Nahrung in den Entwicklungsländern" sind.

Erst kürzlich habe die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) einen "Schulterschluss von Wirtschaft, Politik und Absatzförderung" zur "Eroberung neuer internationaler Märkte" gefordert, kritisierten die NRO. Der Deutsche Bauernverband (DBV), der Raiffeisenverband und der Milchindustrie-Verband (MIV) pochten auf eine Wiedereinführung von Exportsubventionen für Milchprodukte. Und die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) empfehle zur Überwindung der Hungerkrise eine Produktivitätssteigerung in Deutschland und mehr Gentechnik.

WEDER GENTECHNIK NOCH EXPORTE LINDERN HUNGER

Aus Sicht der Entwicklungs-, Menschenrechts- und Bauernorganisationen ist das der falsche Weg: Eine Ausweitung der industriellen Massenproduktion in Europa würde noch  höhere Importe von Futtermitteln aus Entwicklungs- und Schwellenländern erfordern. Die Flächen dafür fehlten dann in den Entwicklungsländern für den Anbau von Nahrungsmitteln. "Weder die Gentechnik noch deutsche Agrarexporte werden den Hunger lindern. Vielmehr treiben sie die Abhängigkeit und den wirtschaftlichen Niedergang von Kleinbauern im Süden weiter voran", betonten die NRO.

Besorgt sind die Entwicklungsorganisationen daher über den neuen Aktionsplan des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMELV) zur Förderung deutscher Agrarexporte für Schweine-, Hühnerfleisch und Milchprodukte, welche die lokalen Absatzmärkte von Kleinproduzenten im Süden und damit deren Recht auf Nahrung gefährdeten. Die Exportförderung widerspreche auch den Interessen der deutschen Bauern, da die damit verbundene Weltmarktorientierung Erzeugerpreise bedeute, die unter den europäischen Erzeugungskosten lägen.

Demgegenüber erinnern die nichtstaatlichen Organisationen daran, dass im Dezember auf Einladung des BMELV Vertreter von Regierungen, UN-, Entwicklungsorganisationen und Bauern aus dem Süden auf der internationalen Konferenz "Politik gegen Hunger" gemeinsam Vorschläge zur weltweiten Verwirklichung des Rechts auf Nahrung erarbeitet hatten. Dazu gehörte die Förderung von Landreformen, standortgerechten Produktionsmethoden und eine menschenrechtliche Überprüfung der europäischen Landwirtschafts- und Handelspolitik. Die Entwicklungsorganisationen "ermutigen" die Bundesregierung, "diese Vorschläge mutig umzusetzen".

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