Nahost Bericht

Mumbai/Berlin (epo.de). - Die Opportunitätskosten der Konflikte im Nahen Osten belaufen sich seit 1991 auf zwölf Billionen US-Dollar. Dies geht aus einem neuen Forschungsbericht über die Kosten des Konflikts im Nahen Osten hervor, den die 'Strategic Foresight Group' am Dienstag in Mumbai (Indien) veröffentlichte. Opportunitätskosten sind entgangene Erlöse, die dadurch entstehen, dass vorhandene Möglichkeiten (Opportunitäten) zur Nutzung von Ressourcen nicht wahrgenommen werden.

Der Bericht präsentiert erstmals eine umfassende Bewertung der Kosten verschiedener Konflikte im Nahen Osten anhand von 97 unterschiedlichen Parametern: von den sozialen, psychologischen und wirtschaftlichen Kosten bis hin zu den Umweltkosten. Um Ausgangsinformationen für den Bericht zu gewinnen, bezog die Strategic Foresight Group, unterstützt von den Regierungen der Schweiz und Norwegens, der türkischen AK-Partei sowie der Qatar Foundation, mehr 50 führende Experten und Führer aus der Region in die Untersuchung mit ein.

Wenn der Konflikt im Nahen Osten im Jahre 1991 zu Zeiten des Friedensprozesses von Madrid gelöst worden wäre, würden fast alle Familien in der arabischen Welt sowie in Israel doppelt soviel Pro-Kopf-Einkommen haben wie heute. Das Bruttoinlandsprodukt des Irak betrüge 300 Milliarden Dollar statt der für 2010 vorhergesagten 59 Dollar.

Auch die Umweltkosten sind dem Bericht zufolge erschütternd. Während des ersten Golfkriegs wurden 10 Millionen Barrel Öl ins Meer und 45 Millionen Barrel in die Wüste Kuwaits gegossen. In einem künftigen Krieg entspräche dies, falls sich die Menge des vergossenen Öls auf 100 Millionen Barrel pro Tag verdoppeln sollte, der Öllieferung eines ganzen Tages für die gesamte Welt. Ausserdem könnte ein künftiger Konflikt im Nahen Osten mehr Kohlendioxid-Emissionen als die eines industrialisierten Landes wie Großbritannien verursachen.

Das palästinensische Volk hat seit dem Jahre 2000 über 100 Millionen Arbeitsstunden durch das Warten an Kontrollpunkten zwischen Ramallah und Jerusalem verloren. Gegenwärtig befinden sich mehr als 11.000 Palästinenser in israelischen Gefangenenlagern. Die Arbeitslosigkeit in Gaza hat durch die Aussetzung von 95 Prozent der industriellen Tätigkeit über 50 % erreicht, und das schon vor dem israelischen Angriff im Dezember 2008.

Auch die humanitären und psychologischen Kosten Israels sind laut dem Bericht beträchtlich: Seit dem Jahr 2000 fanden mehr als 34.000 Raketenangriffe auf das Land statt. In Angriffen auf Cafés, Schulen und Busse haben im gleichen Zeitraum fast 1.000 israelische Bürger und 123 Minderjährige ihr Leben verloren. Über 90 % der Israelis leben in Angst.

Dem Bericht zufolge würde ein umfassendes Friedensabkommen etliche Projekte ermöglichen. Dazu zählen Gasverträge, Eisenbahnlinien und der viel diskutierte Kanal zwischen dem Roten und dem Toten Meer. Alle Länder in der Region würden ausserdem durch einen Frieden von wirtschaftlichen Vorteilen profitieren. Diese betrügen jährlich pro israelischem Haushalt 4429 $, pro ägyptischem Haushalt 500 $ und pro jordanischer Familie 1250 $.

Der Bericht der Strategic Foresight Group beinhaltet keine Lösungen, um Frieden zu schaffen, sondern beschreibt in vier Szenarien die möglichen Folgen verschiedener politischer Optionen.


 


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