Aldi-Studie von Südwind

Siegburg (epo.de). - Die beim deutschen Discounter Aldi angebotenen Aktionsprodukte zu Schnäppchenpreisen werden von den Zulieferbetrieben in China unter massiver Verletzung von Arbeitsrechten hergestellt. Recherchen in chinesischen Betrieben hätten gravierende Missstände aufgedeckt, erklärte das Südwind-Institut in Siegburg anlässlich der Vorstellung einer neuen Studie am Dienstag. Die Autorin Ingeborg Wick forderte von Aldi und der Politik wirksame Gegenmaßnahmen.

Der deutsche Discounterprimus Aldi bietet Südwind zufolge jährlich rund 2.500 Aktionswaren zu extrem niedrigen Preisen an, darunter Computer, Fahrräder, Gitarren, Handmixer und Textilien. Im Jahr 2008 habe das Unternehmen damit 20 Prozent seines auf 35 Milliarden Euro geschätzten Gesamtumsatzes erwirtschaftet. Mehr als 40% der Aldi-Aktionswaren seien in China hergestellt worden.

"Aktionswaren sind zu einem Schlüsselelement im Konkurrenzkampf des Lebensmitteleinzelhandels geworden", so Südwind. "Sie locken immer mehr Kundinnen und Kunden in die Geschäfte und verdrängen damit die Konkurrenten insbesondere im Fachhandel vom Markt."

KOSTENSENKUNG UM JEDEN PREIS
 
Im Einkauf der Waren herrscht nach Darstellung von Südwind das Prinzip "Kostensenkung um jeden Preis". "Die Schnäppchenhits der Discounter werden mit systematischen Verletzungen von Arbeits- und Frauenrechten bei globalen Zulieferern erkauft", sagte Südwind-Mitarbeiterin Ingeborg Wick.

Wick hat gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern die Arbeitsbedingungen bei Aldi-Zulieferern von Elektronik-, Haushalts-, Kosmetik- und Textilwaren in Süd-China untersucht. Die Recherchen belegten massive Missstände. "Die meist weiblichen Beschäftigten arbeiten bis zu 91 Stunden pro Woche und können dennoch von ihren kargen Löhnen kaum leben. Der Arbeitsdruck ist enorm, und Fehler werden mit Geldbußen bestraft. Zudem werden grundlegende Rechte verletzt. Die Frauen erhalten weder Mutterschutz noch können sie unabhängige Gewerkschaften gründen", so Wick. "Es handelt sich um Verletzungen von Arbeits- und Frauenrechten, wie sie in der arbeitsintensiven Industrie Chinas durch den Preisdruck von hiesigen Importunternehmen typisch sind."
 
Südwind hatte bereits im Frühjahr 2007 eine Studie über Aldi-Zulieferer im Textilbereich veröffentlicht. Die Reaktionen des Konzerns auf die dort geäußerte Kritik seien unzureichend, kritisierte das "Institut für Ökonomie und Ökumene".

In Kürze startet die internationale Clean Clothes Campaign eine groß angelegte Kampagne mit dem Schwerpunkt „Discounter und Textilien“. Mit seiner neuen Studie will Südwind auch branchenübergreifende Initiativen fördern sowie den Druck auf Discounter und die Politik in Richtung einer globalen Sozialverpflichtung von Unternehmen erhöhen.