DürreBrüssel (epo.de). - Die Finanzkrise führt nach Beobachtungen der evangelischen Hilfswerke "Brot für die Welt" und Diakonie Katastrophenhilfe nicht zu einem entschiedenen Umdenken, sondern zur "Verschärfung der zukunftskritischen Probleme Klimaschutz und Hungerbekämpfung". Die Direktorin beider Hilfswerke, Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel, appellierte am Dienstag bei der Eröffnung ihres Büros in Brüssel an die Europäische Union, nicht "den Teufel mit dem Beelzebub austreiben zu wollen". Die EU müsse ihrem eigenen Anspruch genügen und eine "klimapolitische Vorreiterrolle" übernehmen. Dafür sollten in den nächsten 10 Jahren 30 Milliarden Euro für Klimaschutz und Anpassung in Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt werden. Die schon jetzt alarmierend hohe Zahl von mehr als einer Milliarde Hungernden weltweit werde rasch weiter steigen, wenn nichts geschehe, sagte Füllkrug-Weitzel. Man befürchte angesichts der Arbeitsmarktprognosen der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) einen weiteren Anstieg der Zahl der Hungernden.

Die meisten der von der ILO für 2009 prognostizierten bis zu 51 Millionen zusätzlichen Arbeitslosen leben in Entwicklungsländern. Besonders viele Menschen seien in den Krisenzentren von Hunger und Klimawandel, in Südostasien und Afrika, betroffen.

"Die dortigen Regierungen und Gesellschaften werden noch weniger in der Lage sein, die erforderlichen Anpassungsmaßnahmen etwa beim Hochwasserschutz, der Absicherung gegen Ernteausfälle und der Einführung von trockenheitsresistenterem Saatgut zu ergreifen", sagte Füllkrug-Weitzel. "Mit zusätzlichen Entwicklungshilfsmitteln für Anpassungsmaßnahmen und mit umfangreichen Klimaschutzmaßnahmen im Norden und Süden kann dem entgegengewirkt werden, weil neue Arbeitsplätze geschaffen und die vor allem in der Landwirtschaft vorhandenen erhalten werden können".

Es sei "ein Akt der Gerechtigkeit", wenn Europa als einer der Hauptverursacher des Klimawandels auch Verantwortung für die Bewältigung seiner Folgen übernehme, so Füllkrug-Weitzel. Es könne nicht angehen, dass Europa beim Thema Klimaschutz nur vor der eigenen Haustür aktiv werde.

Notwendig ist aus der Sicht der Hilfswerke auch die Finanzierung von Katastrophenprävention sowie die Anpassung und Entwicklung erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern. "Wenn Experten die hierfür anfallenden Kosten mit 100 Milliarden Euro beziffern, so sollte die EU mindestens ein Drittel davon finanzieren", forderte Füllkrug-Weitzel.

Finanzhilfe allein reiche allerdings nicht aus, betonte die Direktorin der Hilfswerke. "Unsere jahrzehntelange Erfahrung lehrt uns, dass es entscheidend darauf ankommt, die Mittel bedarfsgerecht, mit Priorität für die Schutzbedürftigsten und unter deren aktiver Teilhabe einzusetzen", sagte Füllkrug-Weitzel. Die Diakonie Katastrophenhilfe und "Brot für die Welt" seien dafür gut aufgestellt.

www.diakonie-katastrophenhilfe.de
www.brot-fuer-die-welt.de