Studie HRC Berkeley

Bonn (epo.de). - In der kambodschanischen Hauptdtadt Phnom Penh beginnt am Dienstag das Hauptverfahren gegen Kaing Guek Eav, alias "Duch", den ehemaligen Direktor des Gefängnisses von Tuol Sleng. Dort wurden zwischen 1975 und 1979 mehr als 14.000 Menschen von den Roten Khmer grausam ermordet. Unterstützt vom DED, nehmen 94 Nebenkläger an diesem ersten Prozess vor dem Khmer-Rouge-Tribunal teil. Der DED unterstützt das Tribunal mit 15 Fachkräften des Zivilen Friedensdienstes und jährliche rund rund 1,5 Millionen Euro.

"Dies ist ein guter Tag für Kambodscha. Mehr als zwei Drittel der Kambodschaner versprechen sich vom Tribunal Gerechtigkeit und Versöhnung. 3000 Anzeigen und Anträge von überlebenden Opfern auf Nebenklage sind beim Gericht eingegangen", sagte Jürgen Wilhelm, DED-Geschäftsführer.

Dem DED kommt es nach den Worten von Wilhelm vor allem darauf an, die Öffentlichkeit Kambodschas auf das Tribunal aufmerksam zu machen. Zudem sollen die Bemühungen ziviler Organisationen gefördert werden, die sich für einen transparenten und tabufreien Versöhnungsprozess einsetzen.

Bis heute zeige die kambodschanische Gesellschaft deutliche Spuren des Leids von damals, so der Deutsche Entwicklungsdienst. Man schätzt, dass mehr als eine Million Menschen Opfer des Terrors wurden. Der DED informiert über die Arbeit des Tribunals mit öffentlichen Foren bis in die letzten Winkel des Landes. Mit speziellen Radioprogrammen sollen weite Teile der Bevölkerung erreicht werden. Juristen unterstützen zivile Nebenkläger, Psychologen betreuen Opfer und Zeugen. Besondere Aufmerksamkeit erhalten Jugendliche. Der DED will die Auseinandersetzung mit einer Vergangenheit fördern, "die ihnen in der Schule weitgehend vorenthalten wird".

"Acht von zehn Kambodschanern schätzen ihr Wissen über die Zeit der Khmer Rouge als gering ein. Immerhin fast neun von zehn Kambodschanern halten es für notwendig, die Wahrheit über diese Zeit herauszufinden", erklärte Wolfgang Möllers, DED-Landesdirektor in Phnom Penh, zum Ergebnis einer vom DED geförderten aktuellen Meinungsumfrage (s.u.).

Abbildung: Titelblatt der vom DED unterstützten Studie des Human Rights Center der University of California, Berkeley. Die komplette Studie in englischer Sprache kann hier heruntergeladen werden.

WIECZOREK-ZEUL: EIN ZEICHEN SETZEN

"Es gilt, ein Zeichen für Gerechtigkeit und die Herrschaft des Rechts zu setzen", sagte die deutsche Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. "Dies ist besonders wichtig, da auch die internationale Gemeinschaft schwere Verantwortung trägt: Sie hat nichts getan, um den Völkermord der Roten Khmer zu verhindern. Sie hat Vietnam kritisiert, das die Roten Khmer verjagt hat und sie hat bis zum Jahr 1991 die Exilregierung, an der die Roten Khmer beteiligt waren, als 'legitime' Regierung Kambodschas anerkannt. Deshalb muss dieser Prozess auch Anlass sein, um sich der Verantwortung der internationalen Gemeinschaft zu erinnern und die Konsequenzen zu ziehen: Die internationale Gemeinschaft muss alles tun, um Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit nie mehr hinzunehmen!"

 

Der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt, Günter Nooke, begrüßte den Beginn der Verhandlungen gegen den ersten der leitenden Köpfe des Pol-Pot-Regimes. "Nachdem Ende 2007 fünf Khmer-Rouge-Führer verhaftet und dem Gerichtshof überstellt wurden, ist jetzt der Moment gekommen, den die Überlebenden dieser schrecklichen Diktatur lange herbeigesehnt haben", sagte Nooke.

Das Khmer-Rouge-Tribunal leiste aus Sicht der Bundesregierung einen unverzichtbaren Beitrag zur Ahndung und Aufarbeitung schwerster Menschenrechtsverletzungen in Kambodscha, so Nooke weiter. Die Bundesregierung habe für das Tribunal bislang 6,8 Millionen Euro Unterstützung zugesagt. Daneben unterstütze das Auswärtige Amt die so genannte "Victims Unit" des Tribunals, die die Wahrung der Rechte der Opfer verbessere.

http://kambodscha.ded.de

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