Klimawandel-Aktion der Klimaallianz

Berlin (epo.de). - Mehr als 50 Umwelt- und Entwicklungsorganisationen haben in einem offenen Brief an die europäischen Staats- und Regierungschefs klare Zusagen über Finanzhilfen an die Entwicklungsländer zu deren Anpassung an den Klimawandel gefordert. Finanzierungshilfen für die am stärksten betroffenen Länder des Klimawandels seien "keine Wohltätigkeit in Zeiten des Reichtums, sondern eine moralische Verpflichtung", erklärten die Organisationen am Donnerstag.
Brot für die Welt, Germanwatch, Misereor, Oxfam und mehr als 50 weitere Umwelt- und Entwicklungsorganisationen fordern in ihrem Offenen Brief Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Amtskollegen auf, mit belastbaren Aussagen über Finanzierungshilfen die anstehenden UN-Verhandlungen zu einem neuen Klima-Abkommen voranzubringen. Andernfalls, so die Organisationen, drohe der internationale Klimazug auf dem Abstellgleis zu verharren und wertvolle Zeit zu vergeuden. Die nächsten UN-Klimaverhandlungen finden Ende März in Bonn statt. Vorentscheidungen fallen bereits in diesen Tagen bei internen Abstimmungen in Berlin und Brüssel.

In dem Offenen Brief heißt es wörtllich: "Während Sie gemeinsam mit anderen politischen Entscheidungsträgern weltweit die derzeitige Finanzkrise bekämpfen, ist es unerlässlich, dass Sie dabei die Klimakrise nicht aus dem Blickwinkel verlieren, denn diese stellt eine noch größere Bedrohung für die Menschen und Volkswirtschaften der ganzen Welt dar."

"Um eine realistische Chance zu haben, die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels abzuwenden, muss die EU jetzt ein deutliches Signal an die Entwicklungsländer für eine groß angelegte Technologie- und Finanzkooperation abgeben", sagte Christoph Bals, politischer Geschäftsführer von Germanwatch. "Dies ist zentral, denn man hat sich 2007 in Bali darauf geeinigt, die zukünftigen Klimaschutzleistungen der Schwellen- und Entwicklungsländer direkt an das Ausmaß der finanziellen und technischen Unterstützung durch die Industrieländer zu koppeln." Hier müsse die EU konkrete Verhandlungsangebote an die Entwicklungsländer vorlegen.

Cornelia Füllkrug-Weitzel, Direktorin von Brot für die Welt, erklärte, Klimaschutz sei "mehr als dringend, denn es leiden bereits Millionen Menschen in Entwicklungsländern massiv unter den negativen Folgen des nicht mehr abwendbaren Teils des Klimawandels". Die EU als einer der Hauptverursacher der globalen Erwärmung stehe hier in der moralischen Pflicht, für die verursachten Folgen aufzukommen. "Wir erwarten von Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass sie sich bei den an den Verhandlungen beteiligten Finanz- und Wirtschaftsministerien für ambitionierte Positionen einsetzt", so Füllkrug-Weitzel. Sonst untergrabe sie immer mehr "ihre vergangenen Errungenschaften" für die EU-Klimapolitik.

110 MILLIARDEN EURO KOSTEN

Hauptforderung des Offenen Briefes mit dem Titel "Weniger als 300 Tage Zeit" ist, dass die Europäische Union konkrete und belastbare Angebote vorlegen müsse, um die Folgen des Klimawandels in den am stärksten betroffenen Entwicklungsländern abzumildern und die Entwicklungs- und Schwellenländer beim Klimaschutz zu unterstützen.

"Die Entwicklungsländer werden zusätzlich mindestens 110 Milliarden Euro jährlich benötigen - für eine klimafreundliche Entwicklung und um sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen, etwa durch Küstenschutzmaßnahmen oder den Umbau der Landwirtschaft", betonte Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig. "Eine gerechte Lastenverteilung hieße, dass die reichen Länder, darunter Deutschland, einen Großteil der Kosten aufzubringen hätten." Das zeige eine Vielzahl von Studien. "Diese Unterstützung darf nicht als Entwicklungshilfe missverstanden werden, sondern ist Ausgleich für das Verursachen des Klimawandels." Auf die EU entfalle etwa ein Drittel der aufzubringenden Mittel, erklärte Kowalzig.

Aus der Sicht von Bernd Bornhorst, dem Leiter der Abteilung Entwicklungspolitik des katholischen Hilfswerks Misereor, ist die derzeitige Finanzkrise "keine Entschuldigung dafür, die Menschen in Entwicklungsländern mit den Folgen des Klimawandels alleine zu lassen". Die Verursacher von Emissionen zur Finanzierung heranzuziehen, entspreche einem allgemein anerkannten Prinzip, und die EU-Staaten sollten sich bei der Diskussion von Finanzierungsmechanismen hiervon leiten lassen.

Bis zu ihrem Treffen am 10. März sollen sich die Finanzminister - und vorher die Umweltminister - auf konkrete Vorschläge einigen, wie diese zusätzlichen Kosten im Rahmen der Klima-Rahmenkonvention gedeckt werden können. Die EU-Staaten sollten auch den G8-Gipfel im Juli in Italien dazu nutzen, "die anderen Industrienationen ins Boot zu holen".

Der offene Brief, der ab Freitag in internationalen Zeitungen erscheinen soll, kann hier heruntergeladen werden.

(Grafik: Aktionsplakat © Klimaallianz)

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