Rom (epo.de). - In Rom sind am Montag Delegierte von mehr als 80 Nationen zur 28. Sitzung des UN-Komitees für Fischerei (Committee on Fisheries, COFI) zusammen gekommen. Sie beraten unter anderem über die Ergebnisse des neuesten Weltberichts zu Fischerei und Aquakultur, der zeitgleich von der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) veröffentlicht wurde. Die FAO fordert die Nationen in ihrem Bericht auf, Maßnahmen für eine nachhaltigere Fischerei umzusetzen, die eine Überausbeutung der Meere verhindern sollen. Dies sei auch der beste Weg, den Einfluss des Klimawandels auf das Fischereiwesen zu begrenzen, heißt es in dem Bericht.

Wie der Bericht “The State of World Fisheries and Aquaculture” (SOFIA) aufzeigt, verändert die globale Erwärmung bereits die Verteilung der Arten in Meeren, Flüssen und Seen. Auch die jahreszeitlich bedingten biologischen Prozesse und die Nachrungsmittelketten habe der Klimawandel verändert. Die Folgen für die Fischproduktion seien nicht abzusehen. “

For communities who heavily rely on fisheries, any decreases in the local availability of fish or increases in the instability in their livelihoods will pose serious problems”, warnen die Autoren des Reports.

Die Experten sind inbesondere besorgt, weil viele Fischarten bereits überfischt sind oder die Kapazitätsgrenze hinsichtlich der Produktivität erreicht ist. Die Folgen des Klimawandels könnten ganze Ökosysteme zum Kippen bringen, sagte Kevern Cochrane, einer der Autoren des SOFIA-Berichts. Den besonders von Fischereierträgen abhängigen Ländern in Afrika und Asien müsse bei der Anpassung an den Klimawandel geholfen werden, fordert der Bericht.

Fischerei und Fischzuchtbetriebe tragen selbst nicht unerheblich zu den Treibhausgas-Emissionen bei. Durch ein effizienteres Management könnte beträchtlich Treibstoff gespart werden, schlägt der Bericht vor. “

Compared to actual fishing operations, emissions per kilogram of post-harvest aquatic products transported by air are quite high”, so der SOFIA-Bericht. “Intercontinental airfreight emits 8.5 kg of CO2 per kilogram of fish transported. This is about 3.5 times that for sea freight and more than 90 times that from local transportation of fish where it is consumed within 400 kilometres of catch.”

144 MILLIONEN TONNEN FISCH PRODUZIERT

Aus dem Weltfischereibericht 2009 geht hervor, dass im Jahr 2006 weltweit 143,6 Millionen Tonnen Fisch produziert wurden, davon 92 Mio. t in der Hochseefischerei und 51,7 Mio. t durch Aquakultur. 110,4 Mio. t wurden für den menschlichen Verzehr gefangen, der Rest ging in die Fischmehl- und Tierfutterindustrie. Rund 47 Prozent des vom Menschen konsumierten Fischs werden mittlerweile in Aquakulturen gezüchtet.

ÜBERFISCHUNG

19% der von der FAO überwachten Fischbestände gelten dem Bericht zufolge als überfischt, 8% sind bereits aufgebraucht und 1% erholen sich wieder etwas. Mehr als die Hälfte (52%) der kommerziell genutzen Fischbestände werden an ihrer Kapazitätsgrenze ausgebeutet. Dies betrifft insbesondere die Fischfanggebiete im Nordostatlantik, im Westindischen Ozean und im Nordwestpazifik. Das größte Problem seien die “Überkapazitäten” - eine Kombination von zu vielen Fischkuttern und hochwirksamen Fischereitechniken.

In Entwicklungsländern arbeiten dem Bericht zufolge 43,5 Mio. Menschen in der Fischerei und mit ihr vernetzten Arbeitsstätten, 86% davon in Asien. Weitere 4 Mio. arbeiten gelegentlich in diesem Industriesektor. Ihre Familien hinzu gerechnet, sind mehr als eine halbe Milliarde Menschen von der Fischerei in irgend einer Weise abhängig. Professionell betreiben laut FAO rund 15 Mio. Menschen Fischfang.

Fisch versorgt laut SOFIA rund 2,9 Milliarden Menschen weltweit mit mindestens 15% ihres Proteinbedarfs. In Ländern wie Bangladesch, Kambodscha, Äquatorial-Guinea, Französisch-Guyana, Gambia, Indonesien oder Sierra Leone wird über Fisch sogar mindestens die Hälfte des tierischen Proteins aufgenommen. Die Einnahmen aus der Fischerei belaufen sich in den Entwicklungsländern auf rund 24,6 Milliarden US-Dollar.

Rund 2,1 Millionen Fischtrawler, Kutter und kleine Fischerboote sind auf See unterwegs, die meisten unter ihnen (90%) messen weniger als 12 Meter Länge. Rund 23.000 Schiffe sind kommerzielle Fischfangboote, die eine industrialisierte Fischerei betreiben. Trotz aller Versuche, die illegale Fischerei zu unterbinden, seien mehrere tausend Fischtrawler nicht registriert, und ihre Zahl habe in den letzten Jahren weiter zugenommen, heißt es in dem Bericht.

Die Hochseefischerei ist eine der gefährlichsten Tätigkeiten überhaupt. Der Fischfang kostet jährlich rund 24.000 Menschenleben - mehr als der Bergbau.

SOFIA Report
www.fao.org

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