Logo FairtradeBonn (epo.de). - Der ethische Konsum in Deutschland wächst, hat die Organisiation Transfair festgestellt. In den Räumen der internationalen Dachorganisation Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) in Bonn wurde der Jahresbericht 2008 vorgestellt. Demnach  kauften Verbraucherinnen und Verbraucher im vergangenen Jahr Fairtrade-gesiegelte Produkte im Wert von rund 213 Millionen Euro. Das sind 50 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr. Als unabhängige Initiative handelt Transfair nicht selbst mit Waren, sondern vergibt sein Siegel für fair gehandelte Produkte. Transfair wird von 36 Mitgliedsorganisationen unterstützt und hat in Deutschalnd 150 Lizenznehmer.

Auch deren Absatz stieg um elf Prozent auf 26.000 Tonnen. Wachstumsmotoren waren insbesondere Rosen (plus 138 Prozent), Zucker (plus 91 Prozent), Fruchtsaft (plus 80 Prozent) und Kaffee (plus 14 Prozent). Die Gründe für das Wachstum, so Transfai in der Pressemitteilung vom Donnerstag: neue Partnerfirmen, ein erweitertes Angebot, mehr Engagement des Handels sowie ein bewussteres Einkaufverhalten.„Die Verbraucher möchten zunehmend ethische Produkte kaufen, die ohne Ausbeutung und Umweltschäden hergestellt wurden. Hier bietet Fairtrade einen glaubwürdigen Lösungsansatz“, sagte Dieter Overath, Geschäftsführer von Transfair.

FAIRER MEHRWERT

Von diesem Erfolg profitieren insbesondere die 870 zertifizierten Produzenten-Organisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika, die allein über den deutschen Markt mehr als 33 Millionen Euro Direkteinnahmen erhalten haben. Die Fairtrade-Gelder werden hauptsächlich dazu genutzt, die medizinische Versorgung, Bildung und soziale Einrichtungen zu verbessern. Heinz Fuchs, Vorstandsvorsitzender des Transfair e.V., betonte: „Fairtrade schafft Zukunftsperspektiven für die Produzentengruppen und rückt soziales Wirtschaften wieder in den Mittelpunkt.“

FINANZKRISE ERREICHT PRODUZENTEN

2008 war laut Transfair-Jahresbericht "ein Jahr der weltweit extremen Preissteigerungen im Nahrungsmittelsektor". Dies sei auf Ernteausfälle, explodierende Ölpreise und die Verwendung von Ackerland zur Herstellung von Biotreibstoff hzurückzuführen. Die extreme Preissteigerung stelle Kleinbauern in aller Welt vor erhebliche Herausforderungen. Einerseits seien die Einkaufspreise für regionale Lebensmittel weiterhin sehr hoch, andererseits fielen in der letzten Zeit die Rohstoffpreise für international gehandelte Waren wie Kaffee, Tee, Zucker und Kakao. Die Finanzkrise verstärke die wirtschaftliche Notlage der Menschen in den ärmsten Ländern: "Ausgerechnet diejenigen, die an der derzeitigen Rezession am wenigsten Schuld trifft, haben am stärksten unter den Folgen zu leiden. Sie sitzen in der „Hungerfalle“."

Der Faire Handel setze all dem sein Konzept der gezielten und nachhaltigen Förderung kleinbäuerlicher Landwirtschaft und sozial geführten Plantagen in Lateinamerika, Afrika und Asien entgegen. Durch den garantierten Mindestpreis, den die Produzenten für Kaffee oder Tee, Bananen, Orangen, Kakao oder Reis erhalten, sei ihre Existenz und damit ihre Ernährung und die ihrer Familien gesichert. Mit gezielter Beratung helfen Experten, die Anbaumethoden zu verbessern, eigenes Saatgut zu entwickeln und die Produktion zu diversifizieren.

FAITRADE trotzt der Krise

Die internationalen Zahlen belegten, dass die Konsumenten weltweit auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Fairtrade unterstützen. Der Jahresbericht dazu: Fairtrade-zertifizierte Waren erbrachten 2008 einen geschätzten Umsatz von 2,9 Milliarden Euro, dies bedeutet ein Plus von 25 Prozent. Starke Wachstumsmärkte sind neben Deutschland auch Großbritannien, Frankreich und die skandinavischen Länder. „Die Tatsache, dass die Verbraucher Fairtrade weiterhin  treu bleiben, macht Mut“, so Rob Cameron, Geschäftsführer von Fairtrade Labelling Organizations International. „Die Produzenten brauchen Fairtrade heute mehr als je zuvor. Die Nahrungsmittelkrise trifft sie hart genug, doch jetzt werden sie auch noch mit der Weltwirtschaftskrise konfrontiert. Viele bekannte Marken sehen Fairtrade als wichtigen Teil ihrer künftigen Entwicklung. Wir arbeiten mit diesen Unternehmen, um den Absatzmarkt auszubauen, damit in Zukunft noch mehr Produzenten von den Vorteilen von Fairtrade profitieren können.“

FAIRTRADE-PRODUKTE IN ZAHLEN

Im Jahre 2008 wurden fast 5.000 Tonnen Fairtrade-Kaffee gekauft. Davon wurden 165 Millionen Tassen in über 10.000 gastronomischen Betrieben ausgeschenkt. Dies bedeutet eine Steigerung um 34 Prozent. In Deutschland wurden 4,5 Millionen Liter Fruchtsaft getrunken, das sind 80 Prozent mehr. 46,8 Millionen fair gehandelte Rosen erblühten 2008, ein Plus von 138 Prozent. Der Absatz von Tee stieg um zwei Prozent auf 202 Tonnen. 557.000 Liter fair gehandelter Wein bedeuten ein Plus von 72 Prozent. Leckermäuler genossen 867 Tonnen Fairtrade-Schokolade, das sind 10 Prozent mehr. 451 Tonnen Fairtrade-Reis bedeuten ein Plus von 48 Prozent. 844.000 Textilien aus Fairtrade-Baumwolle wie Jeans, T-Shirts und Stofftaschen sind ein erfreulicher Start. Lediglich Fairtrade-Bananen sind mit 12.000 Tonnen um elf Prozent gesunken:  Verschiedene Handelsketten haben die fair gehandelten Bananen aus dem Sortiment genommen.

In diesem Jahr hat Transfair zahlreiche Projekte angestoßen, um den Fairen Handel transparenter zu machen. Mit dem Fairtrade-Code können Verbraucher von der Verpackung bis zum Produzenten reisen. Die Kampagne Fairtrade-Towns gibt dem fairen Konsum auf lokaler Ebene neue Impulse. Am 10. September ladt die Organisiation zum europäischen Handelskongress in Berlin ein. Mit dem Coffee-Day am 24. September setzt Transfair sein Highlight in der Fairen Woche 2009, die bundesweit über 3.000 Aktionen  mobilisieren möchte. Auf der Welt größten Lebensmittelmesse ANUGA präsentieren wir dem Fachpublikum die aktuellen Neuheiten.

HINTERGRUND

Derzeit bieten in Deutschland 150 Lizenznehmer rund 1.000 Fairtrade-gesiegelte Produkte wie Kaffee, Tee, Schokolade, Kekse, Kakao, Honig, Bananen, Fruchtsäfte, Eistees, Wein, Sportbälle, Reis, Rosen, Zucker und Textilien aus Fairtrade-Baumwolle an. Transfair-Deutschland ist Mitglied der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) mit Sitz in Bonn, in der die weltweit 20 Siegelinitiativen zusammengeschlossen sind. Die FLO-CERT GmbH überprüft im Auftrag von TransFair die Einhaltung der Fairtrade-Standards. 120 unabhängige Inspektoren kontrollieren 1150 Händler in 73 Ländern sowie 870 Produzentengruppen in 58 Ländern. RUGMARK, die Initiative gegen illegale Kinderarbeit in der Teppichindustrie, wird seit 1999 von Transfair e. V. betreut.                      

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