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Bangkok/Berlin (epo.de). - Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen muss die medizinische Unterstützung der in Thailand lebenden Hmong Flüchtlinge einstellen. Zunehmende Arbeitsauflagen machten eine Fortführung der Aktivitäten in den Flüchtlingslagern unmöglich, teilte die deutsche Sektion am Mittwoch in Berlin mit. Zugleich verurteilte Ärzte ohne Grenzen die erzwungene Rückführung der Hmong nach Laos. Die thailändische und die laotische Regierung hatten im März bestätigt, dass alle Hmong Flüchtlinge noch vor Jahresende nach Laos zurückgeschickt werden sollen.
 
500 der rund 5.000 Hmong Flüchtlinge in Thailand seien bereits zwischen Dezember 2008 und März 2009 zurückgeführt worden, berichtete Ärzte ohne Grenzen. Die Hmong sind eine in Laos nicht anerkannte und verfolgte Minderheit. Sie werden in China Miao genannt und leben hauptsächlich in den bewaldeten Berggebieten Südchinas, Laos, Vietnams und Thailands. Sie gehören zu den Miao-Yao-Völkern und zählen allein in China mehr als neun Millionen Menschen. Während des Vietnamkrieges bildeten die USA Hmong-Truppen aus, die mit ihnen gemeinsam gegen die Truppen der südvietnamesischen FNL und der Pathet Lao kämpften.

Ärzte ohne Grenzen verurteilte den wachsenden Druck durch die thailändische Armee auf die Flüchtlinge, die im Huai Nam Khao Lager im Norden Thailands leben. Die thailändische Armee, die im Lager stationiert ist, habe die Hmong Bevölkerung in den vergangenen vier Monaten massiv unter Druck gesetzt. Ihr Flüchtlingsstatus werde nicht anerkannt, deshalb sollten sie "freiwillig" nach Laos zurückkehren. Die Flüchtlinge berichteten von willkürlichen Verhaftungen und erzwungenen Rückführungen.

WILLKÜRLICHE VERHAFTUNGEN

Ärzte ohne Grenzen zufolge haben die thailändischen Behörden "jede unabhängige humanitäre Hilfe in den Lagern unmöglich gemacht". "Wir können nicht weiter in einem Lager arbeiten, in dem das Militär einflussreiche Oberhäupter willkürlich verhaftet, um die Flüchtlinge damit zu zwingen, 'freiwillig' nach Laos zurückzukehren, und die Patienten zwingt, militärische Kontrollen zu passieren, um unsere Klinik zu erreichen", sagte Gilles Isard, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Thailand.

Hmong Frauen in Vietnam

Ärzte ohne Grenzen fordert von den Regierungen in Thailand und Laos, die erzwungene Rückführung der Hmong Flüchtlinge aus Huai Nam Khao zu stoppen und den Flüchtlingsstatus von unabhängigen Dritten untersuchen zu lassen. Für bereits umgesiedelte Hmong Flüchtlinge müssten die Regierungen eine Alternative anbieten, die dem internationalen Recht zum Schutz von Flüchtlingen entspricht.

Ärzte ohne Grenzen versorgt im Ort Maesot an der Grenze zu Myanmar Tuberkulose- und HIV/Aids-Patienten. Andere Teams arbeiten im Ort Phang Nga, in dem sie medizinische Hilfe für Migranten aus Myanmar leisten. Außerdem leitet die Organisation ein grenzüberschreitendes Malariaprojekt für die ethnische Gruppe der Mon, die im Staat Mon in Myanmar leben.

Ärzte ohne Grenzen unterstützt die Flüchtlinge in der Provinz Petchabun seit 2005 mit medizinischen und sanitären Mitteln. Sie ist nach eigenen Angaben die einzige internationale Organisation, die in dem Lager tätig ist und aus erster Hand von den dortigen Vorkommnissen berichten kann.

Foto: Hmong Mädchen in Vietnam in traditioneller Tracht © Wikimedia Commons

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