gtzBerlin (epo.de). - Die Expertise der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) ist gefragter denn je. Das bundeseigene Unternehmen konnte seinen Umsatz im vergangenen Jahr um 16 Prozent auf rund 1,2 Milliarden Euro steigern, wobei der wachsende Haushalt des größten Auftraggebers, des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), eine große Rolle spielte. Bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2008 am Mittwoch in Berlin hob der Aufsichtsratsvorsitzende, BMZ-Staatssekretär Erich Stather, aber auch auf die Bedeutung der Wirksamkeit der Entwicklungshilfe ab. 83 Prozent der 30 geprüften Projekte entsprechen dem Bericht zufolge den Kriterien einer effektiven Entwicklungszusammenarbeit. Vor allem auch aufgrund des Durchschlagens der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Entwicklungsländer sind zunehmend Beratungsleistungen im Finanzsektor gefragt.

Neben den Aufträgen vom BMZ wuchsen nach den Worten von GTZ-Geschäftsführer Wolfgang Schmitt auch die Mittelzuwendungen aus anderen Ressorts, vor allem des Auswärtigen Amtes und des Bundesumweltministeriums, stark an (von 58 Mio. Euro 2007 um 58% auf 91,5 Mio. € im Jahr 2008). Vom Rekordumsatz von 1,2 Mrd. € entfielen aber allein 894 Mio. auf BMZ-Aufträge (+11,5%). Das BMZ und Ko-Finanzierer wie das UN-Flüchtlingshilfswerk sorgten 2008 für 73% des GTZ-Umsatzes. Aber auch von der Europäischen Union (EU), von Organisationen der Vereinten Nationen (UN) und von Regierungen anderer Länder werden zunehmend GTZ-Leistungen nachgefragt.

Über ihren Geschäftsbereich GTZ International Services konkurriert die GTZ auch um Aufträge internationaler Organisationen und privater Unternehmen. Diesen Geschäftsbereich konnte die GTZ 2008 um 21% auf 239 Mio. € (2007: 197 Mio. €) ausbauen. Wichtigste Auftraggeber der GTZ IS sind die Europäische Kommission in Brüssel und ihre Delegationen vor Ort sowie die Regierungen der Partnerländer (aus eigenen Budgetmitteln). Dazu gehören laut Geschäftsbericht derzeit vor allem die Regierungen Saudi Arabiens, der Golfstaaten sowie die Regierung Äthiopiens, für die die GTZ 13 neue Hochschulen einrichtet.

PERSONAL WÄCHST UM 9,2 PROZENT

Die Umsatzsteigerungen schlagen sich auch im Personalstand nieder. Ende 2008 waren rund 13.000 Personen für die GTZ tätig, über 1.000 mehr als im Jahr zuvor (+9,2%). In der Zentrale in Eschborn bei Frankfurt arbeiten 1.150 Mitarbeiter. 1.391 Expertinnen und Experten sind ins Ausland entsandt, wo sie von 9.913 lokalen Kräften unterstützt werden.

767 Fach- und Führungskräfte wurden 2008 vom Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) in 77 Länder vermittelt. Das CIM wird von GTZ und der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit getragen und vermittelt Experten in Institutionen in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Ihr ortsübliches Gehalt wird vom CIM aufgestockt. Insgesamt ist die GTZ in mehr als 130 Ländern tätig, in 87 Ländern verfügt sie über eigene Büros.

AUCH GATES-STIFTUNG FRAGT KNOW-HOW NACH

Die Vorhaben, die von der GTZ unterstützt oder umgesetzt werden, reichen von der Nothilfe in Krisengebieten wie Afghanistan, Pakistan oder der Demokratischen Republik Kongo, etwa zur Verbesserung der Wasserversorgung oder der Ernährungslage, bis hin zur Regierungsberatung beim Aufbau der Zentralbank in Vietnam. Die von Microsoft-Gründer Bill Gates und seiner Frau Melinda finanzierte Gates Foundation will mit Hilfe der GTZ rund 50 Millionen Menschen einen Zugang zu Finanzdienstleistungen verschaffen, berichtete GTZ-Geschäftsführer Bernd Eisenblätter.

In Mexiko berät eine CIM-Fachkraft die nationale Kommission für Artenvielfalt, in Kambodscha hilft die GTZ in Auftrag des Auswärtigen Amtes bei der Vernichtung von bis zu 100.000 Tonnen Munition und Sprengstoff, im Nordosten Afghanistans verwirklicht sie längerfristig angelegte, arbeitsintensive Infrastrukturprojekte, und im Osten des Kongo versucht die GTZ, durch die Bürgerkriege entwurzelte ehemalige Kindersoldaten wieder in die Gesellschaft zu integrieren.

Der wachsende Bedarf nach Beratungs- und Dienstleistungen im Sicherheitssektor, etwa in Afghanistan, in Pakistan und im Irak, spiegelt sich im GTZ-Jahresthema 2009 wider: "Sicherheit entwickeln - Entwicklung sichern". Mangelnde Sicherheit sei heute in vielen Weltregionen ein entscheidendes Entwicklungshemmnis, ist die GTZ-Führung überzeugt.

EVALUIERUNG MUSS VERBESSERT WERDEN

Die GTZ lässt die Wirksamkeit von 30 ihrer Projekte jährlich durch "unabhängige Evaluierungen" überprüfen. Im vergangenen Jahr seien 83 Prozent der nach internationalen Standards untersuchten Projekte als erfolgreich beurteilt worden, sagte GTZ-Geschäftsführer Schmitt. Auch in einer kürzlich veröffentlichten Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) und des Centrums für Evaluation an der Universität des Saarlandes (CEval) habe die GTZ positiv abgeschnitten.

Die Studie (epo.de berichtete) hatte freilich in erster Linie darauf hingewiesen, dass es in der deutschen EZ noch nicht einmal einheitliche Kriterien für eine Evaluierung gebe. "Die Heterogenität der Evaluierungssysteme spiegelt die starke Zersplitterung der deutschen EZ wider", hatte Reinhard Stockmann, einer der Autoren, bei der Vorstellung der Studie in Berlin erklärt. Ein plausibler Vergleich von Programmen und Projekten und fundierte Aussagen über die Wirksamkeit von Entwicklungshilfe insgesamt seien daher derzeit kaum möglich.

Staatssekretär Stather berichtete dazu, er habe mit der Leitung der Durchführungsorganisationen der deutschen EZ bereits Gespräche über eine Vereinheitlichung und Verbesserung der Evaluierung geführt. "Alle sehen dabei einen Veränderungsbedarf", sagte Stather. Vor allem bei nichtstaatlichen Organisationen der EZ gebe es eine sehr unterschiedliche Qualität, was die Evaluierung von Projekten angehe.

Das vor knapp drei Jahren vom BMZ formulierte Ziel, durch eine Fusion von GTZ und Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) "eine größere Effektivität und ein stärkeres Profil der deutschen EZ in den Partnerländern" zu erreichen, scheint hingegen vorerst ad acta gelegt, auch wenn Staatssekretär Erich Stather am Mittwoch erklärte, man arbeite weiter daran. Die Beinahe-Pleite der IKB-Bank, deren Hauptgesellschafter die KfW war, und der Wechsel in der Führung des Bundeswirtschaftsministeriums hätten das Vorhaben verschleppt, sagte Stather. 

Foto: (v.l.) Dorothee Hutter (Leiterin GTZ-Unternehmenskommunikation), BMZ-Staatssekretär Erich Stather, die GTZ Geschäftsführer Bernd Eisenblätter und Wolfgang Schmitt © epo.de/kb

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