SIPRI 2009Stockholm (epo.de). - Die weltweiten Militärausgaben sind im vergangenen Jahr um real vier Prozent auf die neue Rekordmarke von 1.464 Milliarden US-Dollar gestiegen. Seit 1999 seien die globalen Rüstungsausgaben damit um 45 Prozent nach oben geschnellt, teilte das Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) am Montag mit. Das Institut veröffentlichte gleichzeitig das Jahrbuch 2009 über Rüstung, Abrüstung und Internationale Sicherheit.

Dem Jahrbuch zufolge sind die USA allein für 58% des Rüstungswettlaufs zwischen 1999 und 2008 verantwortlich. Die Militärausgaben der Vereinigten Staaten stiegen in diesem Zeitraum um 219 Milliarden Dollar (in konstanten Preisen von 2005). China und Russland gaben 42 bzw. 24 Mrd. US-$ mehr aus und verdreifachten ihre Rüstungsetats damit nahezu. Weitere Nationen, die kräftig aufrüsteten, sind Indien, Saudi-Arabien, der Iran, Israel, Brasilien, Südkorea, Algerien und Großbritannien.  

"Der Gedanke des 'Krieges gegen den Terror' hat viele Länder ermutigt, ihre Probleme durch eine stark militarisierte Brille zu sehen und dies als Rechtfertigung für hohe Militärausgaben zu nehmen", sagte Sam Perlo-Freeman, Forscher am SIPRI. "Mittlerweile haben die Kriege im Irak und in Afghanistan allein die USA zusätzliche 903 Milliarden gekostet."

Das Jahrbuch von SIPRI zeigt außerdem auf, dass im vergangenen Jahr 187.586 Blauhelme und internationale Polizeikräfte in Friedenseinsätzen tätig waren - elf Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2007. Dabei haben die Friedensmissionen in Darfur und in der Demokratischen Republik Kongo noch nicht einmal ihre volle Personalstärke erreicht.

Rüstungsausgaben 2007. Quelle: SIPRI

BOEING FÜHRENDER WAFFENHERSTELLER

Bei der Waffenproduktion dominieren die USA und Europa. Der US-Rüstungskonzern Boeing steht an der Spitze der 100 führenden Waffenhersteller, mit Waffenverkäufen im Wert von 30,5 Mrd. Dollar im Jahr 2007 (dem letzten Jahr, für das es verlässliche Statistiken gibt. Die ersten 20 Plätze in der Liste gehen an Konzerne in den USA und Europa. Zusammengerechnet produzierten die "Top 100" Waffen für 347 Mrd. Dollar, 11% mehr als 2006.

SIPRI schätzt, dass es rund 8.400 gefechtsbereite atomare Gefechtsköpfe weltweit gibt, von denen fast 2.000 in Alarmbereitschaft gehalten und innerhalb von Minuten gestartet werden können. Insgesamt zählte das Friedensforschungsinstitut mehr als 23.300 nukleare Gefechtsköpfe (einschließlich der Lagerbestände und für die Verschrottung bestimmter Waffen) im Arsenal von acht Staaten: USA, Russland, China, Großbritannien, Frankreich, Indien, Pakistan und Israel.

WAFFENHANDEL: OSTASIEN UND NAHER OSTEN VORNE

Die USA und Russland sind weiterhin die größten Waffenexporteure, gefolgt von Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Die fünf Länder bestritten 2004 bis 2008 79% der globalen Waffenxeporte.

Jeweils rund 20% aller Importe gingen dem Jahrbuch zufolge in den Jahren 2004-2008 auf das Konto von Ländern in Ostasien, Europa und dem Nahen Osten. China war größter Importeur, gefolgt von Indien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Südkorea und Griechenland.

Die meisten von China importieren Waffen stammen aus russischer Produktion. China entwickelt aber laut SIPRI zunehmend eigene Waffen auf der Basis russischer Technologie. In manchen Fällen seien russische Komponenten auch von China "raubkopiert" worden, berichtet SIPRI.

Das Stockholmer Institut sieht Indien als den wichtigsten Markt der Zukunft an, wenn es um Waffen geht. Weil Russlands Waffenlieferungen in den letzten Jahren immer teurer wurden und weil es Qualitätsprobleme gegeben habe, so SIPRI, sehe sich Indien nach Lieferanten in Europa und in Israel um. Im vergangenen Jahr seien auch zwei Verträge mit den USA zur Lieferung von "High-Tech"-Waffensystemen abgeschlossen worden.

Der Krieg in Sri Lanka habe gezeigt, dass auch relativ kleine Waffenlieferungen einen großen negativen Effekt haben könnten, merkt SIPRI an. Die Aufrüstung zur See mit einigen wenigen "maritimen Systemen" habe der Regierung Sri Lankas ermöglicht, den Waffenschmuggel durch die Rebellenbewegung Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) zu stoppen. Diese Maßnahmen und der Import größerer Mengen Munition hätten das militärische Gleichgewicht zugunsten der Armee Sri Lankas gekippt und in einem der blutigsten Konflikte in den letzten Jahren deren Sieg herbeigeführt. 

Erstmals enthält das SIPRI Jahrbuch auch den Global Peace Index. Der vom Institute for Economics and Peace veröffentlichte Index listet die "relative Friedfertigkeit" von 144 Staaten auf.

www.sipri.org

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