Hungerndes Kind in China. Foto: WFPRom (epo.de). - Die Zahl der Hungernden weltweit wird 2009 mit 1,02 Milliarden Menschen einen historischen Höchststand erreichen. Der Anstieg um rund 100 Millionen sei nicht auf Ernteausfälle, sondern in erster Linie auf geringere Einkommen und wachsende Arbeitslosigkeit infolge der Weltwirtschaftskrise zurückzuführen, heißt es im "State of Food Security Report", den mehrere UN-Organisationen am Freitag in Rom veröffentlichten.
 
"Eine gefährliche Mischung aus globalem wirtschaftlichem Niedergang und hartnäckig hohen Nahrungsmittelpreisen in vielen Ländern hat rund 100 Millionen mehr Menschen in chronischen Hunger und Armut getrieben", sagte der Generalsekretär der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), Jacques Diouf. "Die stille Hungerkrise - die ein Sechstel der gesamten Menschheit betrifft - stellt ein ernstes Risiko für den Weltfrieden und die Sicherheit dar."

Die Welt benötige einen breiten Konsens, dass der Hunger schnell und völlig beseitigt werden müsse, erklärte Diouf. "Die gegenwärtige Situation der Nahrungsmittel-Unsicherheit kann uns nicht kalt lassen." Er forderte mehr Investitionen in die Landwirtschaft.

Viele der Hungernden und Armen seien Kleinbauern in Entwicklungsländern, die das Potential hätten, sich aus dem Elend zu befreien. Sie benötigten aber Zugang zu Saatgut und Düngemitteln, Infrastruktur Krediten und Märkten, sagte Kanayo F. Nwanze, der Präsident des Internationalen Fonds für Landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD). Für die meisten Länder des Südens gebe es kein besseres Sicherheitsnetz als Investitionen in die kleinbäuerliche Landwirtschaft, insbesondere in Zeiten der Wirtschaftskrise.
 
Die Direktorin des Welternährungsprogramms (WFP), Josette Sheeran, warnte vor einer "enormen humanitären Krise". Die Welt müsse an einem Strang ziehen, um genügend Nothilfe bereitszustellen, während an langfristigen Lösungen gearbeitet werde.
 
HUNGER WIEDER AUF DEM VORMARSCH

Dem Bericht zufolge waren in den 1980er Jahren und bis Mitte der 1990er Fortschritte bei der Verringerung von Hunger und Unterernährung zu verzeichnen. Seit einem Jahrzehnt sei der Hunger langsam aber stetig wieder auf dem Vormarsch. In diesem Jahr erwarten FAO, IFAD und WFP einen globalen Zuwachs um durchschnittlich elf Prozent, vor allem wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise. Die UN-Organisationen stützen sich bei ihrer Prognose auf Analysen des US-Landwirtschaftsministeriums.

Fast alle Menschen, die unterernährt sind, leben in Entwicklungsländern. In Asien und dem Pazifikraum sind es rund 642 Millionen, in Subsahara-Afrika 265 Mio., in Lateinamerika und der Karibik 53 Mio. Menschen. Im Nahen Osten und in Nordafrika wird die Zahl der chronisch Hunger Leidenden auf 42 Mio. geschätzt; 15 Mio. sind es in entwickelten Staaten.

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