Gletscher in Bhutan, Himalaya. Foto: NASABerlin (epo.de). - Einer der profiliertesten Klimaforscher hat vor dem beschleunigten Abschmelzen der Gletscher im Himalaya infolge von Rußpartikeln gewarnt. Die im Eis gebundenen Wassermassen könnten verheerende Überflutungen in den Gebieten entlang der Flüsse Indus und Ganges verursachen und die Folgen des Klimawandels in einem Land wie Bangladesch im Mündungsdelta von Yamuna, Ghaghara und Brahmaputra extrem verschlimmern, erklärte Veerabhadran Ramanathan von der University of California in San Diego am Freitag in Berlin. Der Ruß von Herdfeuern, abgebrannten Feldern und aus Dieselmotoren habe einen wesentlichen Anteil an der schnellen Gletscherschmelze.

Ramanathan sprach auf einer vom Bündnis "Rußfrei fürs Klima" aus vier deutschen Umwelt- und Verkehrsverbänden veranstalteten Konferenz. "Der dramatische Verlust an Gletschermassen in den Hochgebirgsregionen wie dem Himalaya erfordert eine radikale Verminderung der Dieselrußemissionen", betonte Veerabhadran Ramanathan. "Dennoch muss der Schwerpunkt auf der Minderung der CO2-Emissionen bleiben." Ramanathan ist Mitglied des Weltklimarats IPCC, der 2007 den Friedensnobelpreis erhalten hat.
 
Die Rußpartikel treiben aus den Städten bis ins Hochgebirge, gehen auf den Gletschern nieder und verstärken als schwarzer Feinstaub die Absorption der Sonnenstrahlen auf dem Eis, erläuterte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die klimaschädigende Funktion von Ruß. Wenn die Gletscher im Himalaya abgeschmolzen sind, kommt nach der Flut die Dürre und die Monsunregenzeit verschiebt sich. Der Klimawandel bedroht in Bangladesch auch die Küsten. Klimawissenschaftler rechnen damit, dass Bangladesch bis zu einem Drittel seiner Landmasse verlieren kann, da der Meeresspiegel in den kommenden Jahrzehnten bis zu einem Meter ansteigen kann.

"Naturkatastrophen haben in den letzten Jahren Schäden angerichtet, die sich bis zu 100 Kilometer ins Landesinnere auswirken. Nicht auszudenken,  was geschehen wird, wenn diese Unwetter sich mit einem Anstieg des Meeresspiegels koppeln“, sagte Professor M. Qumrul Hassan von der Universität Dhaka, Bangladesch. Bangladesch sei besonders verwundbar durch den Klimawandel, da es eines der ärmsten Länder der Welt sei.

RUSS AUS EUROPÄISCHEN AUTOS IM HIMALAYA
 
Die durch die abgelagerten Rußpartikel nun schneller abschmelzenden Gletscher verschärfen die verzweifelte Lage von Millionen Menschen, so die DUH. Verantwortlich für die Gletscherschmelze im Hochgebirge seien auch die Dieselrußemissionen aus dem Auto- und Nutzfahrzeugeverkehr in Europa. Die Partikel aus unvollständig verbranntem Dieselkraftstoff würden von den Luftströmungen insbesondere in die Arktis und auf die Gletscher der Hochgebirge getragen, gingen dort auf den Schnee- und Eismassen nieder und verhinderten die natürliche Abstrahlung der Sonnenstrahlen von den eigentlich weißen Eismassen. Der Ruß schwärze die Gletscher in der Arktis und im Gebirge wie Himalaya und Alpen ein und verändere die Reflexion der Sonnenstrahlen (sogenannter Albedo-Effekt).

Gletscher in Bhutan, Himalaya. Foto: NASA

Der international tätige Verkehrsberater Axel Friedrich forderte Deutschland auf, mit gutem Beispiel bei der Reduzierung von Dieselrußemissionen voranzugehen. "Wir geben das Modell für die Entwicklungsländer ab. Wir müssen deshalb die technische Entwicklung vorantreiben und diesen Ländern bei der Umsetzung in die nationale Politik helfen", sagte Friedrich.

KLIMAWANDEL BEDROHT ARTENVIELFALT

Der Leiter Verkehrspolitik des BUND, Werner Reh, warnte vor den Auswirkungen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt. Diese würden bisher überhaupt nicht wahrgenommen. Bei uns seien z.B. die Alpen ein "hot spot" der Artenvielfalt und die floristisch reichhaltigste Region Mitteleuropas. Die Alpen seien aber am stärksten vom Klimawandel betroffen und müssten in höheren Regionen mit einem Temperaturanstieg von 5° Celsius rechnen.

Eine Studie der EHZ Zürich zeigte, dass die Schweizer Gletscher seit 1999 um zwölf Prozent geschrumpft sind. Ebenso dramatisch sei die Situation im Himalaya, vor allem in Nepal, wo bis 2035 die Gletscher- und Eisfelder vollständig verschwunden sein könnten, so die DUH.

Die Kampagne "Rußfrei fürs Klima!" setzt sich für eine drastische Verringerung der Dieselruß-Emissionen ein. In dem Bündnis arbeiten die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) zusammen, um die Rußpartikel aus Dieselmotoren zu reduzieren und den Klimaschutz voranzutreiben.

www.duh.de

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