Papst Benedikt XVI.Berlin (epo.de). - Die deutsche Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) hat die Sozialenzyklika "Caritas in Veritate" von Papst Benedikt XVI. begrüßt. "Die Enzyklika nimmt zentrale Anliegen der Entwicklungspolitik auf, die unter anderem auf der Konferenz der Vereinten Nationen zur Wirtschafts- und Finanzkrise eingebracht wurden", sagte die Ministerin am Mittwoch in Berlin.

"Der Aufbau des Dokuments und die Würdigung der Bischöfe zeigen, dass es sich um eine entwicklungspolitische Enzyklika handelt", so Wieczorek-Zeul. "Damit trägt sie entscheidend zur Globalisierungs- und Gerechtigkeitsdebatte bei. Die Enzyklika stellt ein entwicklungspolitisches Dokument der Dringlichkeit dar."

Die Ministerin hatte wiederholt gefordert, angesichts der globalen Finanz- und Wirtschaftkrise dürfe das Anliegen der Armutsminderung nicht in Vergessenheit geraten. "Wir sind dankbar dafür, dass der Papst denen ins Gewissen redet, die bei der Häufung der Krisen meinen, Solidarität mit den Armen weltweit vernachlässigen zu können und die so schädliche Marktfreiheit weiter hochhalten", betonte Wieczorek-Zeul. "Das Dokument stellt die unmissverständliche Forderung zur Bekämpfung der globalen Armut."

Als Kernsatz der Enzyklika sieht die Entwicklungsministerin den Abschnitt CIV 60: "Bei der Suche nach Lösungen in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise muss die Entwicklungshilfe für die armen Länder als ein echtes Mittel zur Vermögensschaffung für alle angesehen werden. Welches andere Hilfsprojekt kann eine selbst für die Weltwirtschaft so bedeutende Wertsteigerung in Aussicht stellen wie die Unterstützung von Völkern, die sich noch in einer Anfangsphase oder wenig fortgeschrittenen Phase ihres wirtschaftlichen Entwicklungsprozesses befinden?"

Nach Auffassung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützen zentrale Teile der Enzyklika die Entwicklungspolitik: So werde zur Lösung der globalen Probleme die Forderung eines globalen Gremiums erhoben, in dem Arme eine Stimme haben. "In gleichem Sinne haben wir uns für einen Weltsicherheitsrat für ökonomische und soziale Fragen eingesetzt", kommentierte Wieczorek-Zeul.

In der Enzyklika (CIV 67) heißt es dazu: Um die "Weltwirtschaft zu steuern, die von der Krise betroffenen Wirtschaften zu sanieren, einer Verschlimmerung der Krise und sich daraus ergebenden Ungleichgewichten vorzubeugen, um eine geeignete vollständige Abrüstung  zu verwirklichen, die Sicherheit und den Frieden zu nähren, den Umweltschutz zu gewährleisten und die Migrationsströme zu regulieren, ist das Vorhandensein einer echten politischen Weltautorität dringend nötig."

Weitere Analogien sieht Wieczorek-Zeul in den Aussagen des Papstes, der Mensch müsse Vorrang vor dem Kapital haben, Mikrokredite und Bildung stärkten die Eigenverantwortung der Handelnden in den Entwicklungsländern und der Mahnung, die Industrieländer sollten ihre Zusagen zur Entwicklungsfinanzierung einhalten (CIV 60). Auch die Forderungen, Ethik und Solidarität sollten in die Wirtschaft integriert werden und der Agrarhandel müsse gerecht und entwicklungspolitisch gestaltet werden (CIV 58), teilt die Ministerin.

"Wir freuen uns über diesen entwicklungspolitischen Weckruf im Interesse der Menschen in dieser Welt", sagte Wieczorek-Zeul.

BEIFALL AUCH VON DEN GRÜNEN

Thilo Hoppe, Leiter der AG Globalisierung, und Josef Winkler, kirchenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, lobten den Papst ebenfalls: "Mit seiner pünktlich zum G8-Gipfel erschienenen Enzyklika 'Caritas in Veritate' (Liebe in Wahrheit) reiht sich Papst Benedikt der XVI. in die immer größer werdende Riege derer ein, die wie die Grünen einen globalen Green New Deal fordern: Investitionen in eine kohlenstoffarme, nachhaltige und sozial verträgliche Entwicklung, mit der sowohl das Klima geschützt als auch die Millenniumsziele – allen voran die Halbierung von Hunger und extremer Armut – erreicht werden können."

Wie Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz rufe auch der Papst nach einer starken Institution, "die in der globalisierten Weltwirtschaft das Recht des Stärkeren brechen und zuverlässige ökologische und soziale Leitplanken einsetzen" könnte. Er mache sich damit zu einem Befürworter eines mit weitreichenden Kompetenzen ausgestatteten Weltwirtschaftsrates, wie er kürzlich auf einer Konferenz der Vereinten Nationen in New York von der Stiglitz-Kommission vorgeschlagen, aber von der Mehrheit der G8-Staaten blockiert wurde.

"Auch wenn der Papst zum Teil Positionen vertritt, die wir ablehnen, etwa in Fragen der Empfängnisverhütung, die angesichts der Bevölkerungsentwicklung und der AIDS-Bekämpfung grundfalsch ist, verdient der Papst für die Enzyklika 'Caritas in Veritate' Beifall", so Hoppe und Winkler.

Sozialenzyklika "Caritas in Veritate"
www.bmz.de

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