guinea-bissau_200Bissau/Berlin (epo.de). - In Guinea-Bissau bestimmen die Wähler am Sonntag in einer Stichwahl den neuen Präsidenten des westafrikanischen Landes. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat zu einer friedlichen Teilnahme an der Abstimmung aufgerufen und an die beiden Kandidaten appelliert, das Ergebnis zu akzeptieren. Bei der Wahl stehen sich Malam Bacai Sanhá von der regierenden Partido Africano da Independência da Guinea e Cabo Verde (PAIGC) und Kumba Ialá von der oppositionellen Partido para a Renovação Social (PRS) gegenüber.

Die Präsidentschaftswahl war nötig geworden, nachdem Amtsinhaber João Bernardo "Nino" Vieira im März von Militärs ermordet worden war. Anfang Juni wurde auch der Minister für territoriale Verwaltung und Präsidentschaftskandidat für die Wahlen am 28. Juni, Baciro Dabo, in seinem Haus in der Hauptstadt Bissau erschossen aufgefunden. Dabo galt als enger Vertrauter von Vieira.

Das Attentat auf Vieira war nach Ansicht politischer Beobachter ein Racheakt von Anhängern des damaligen Generalstabschefs der Streitkräfte, Tagme Na Waie, der nur Stunden vor Vieira bei einer Bombenexplosion gestorben war. Derzeit werden die Amtsgeschäfte des Präsidenten kommissarisch von Parlamentspräsident Raimundo Pereira geleitet.

ALTBEKANNTE KANDIDATEN

sanha_malam_bacaiPAIGC-Kandidat Malam Bacai Sanhá stammt stammt aus der Region Quinara und studierte Politikwissenschaft in der DDR. Von 1986 bis 1990 war er Gouverneur der Region Gabú im Osten den Landes und von 1991 bis 1992 Gewerkschaftsvorsitzender. Danach gehörte er in mehreren Ressorts dem Kabinett an und wurde 1999 Parlamentspräsident. Als ein Bürgerkrieg zum Sturz des Präsidenten João Bernardo Vieira führte, wurde er am 14. Mai 1999 bis zu Neuwahlen zum Übergangspräsidenten bestimmt. Bei den Wahlen unterlag er dem späteren Präsidenten Kumba Ialá, der im September 2003 durch einen Militärputsch gestürzt wurde. Bei Neuwahlen im Jahr 2005 trat er gegen João Bernardo Vieira an, dem er nach dessen Sieg Wahlfälschung vorwarf.

Malam Bacai Sanhá hatte beim ersten Wahlgang am 28. Juni die meisten Stimmen erreicht. Er verfehlte aber die abolute Mehrheit.

iala_kumbaKumba Ialá aus der Region Cacheu im Westen des Landes gehört zum Volk der Balanta, die rund ein Viertel der Bevölkerung stellen. Er schloss sich schon als Jugendlicher der PAIGC an, studierte Theologie in Lissabon, später Philosophie und Rechtswissenschaften. Einige Zeit war er als Lehrer tätig, ehe er in die Politik ging. Weil er eine Demokratisierung forderte, wurde Ialá 1987 aus der PAIGC ausgeschlossen. 1992 gründete er die Partei für soziale Erneuerung (PRS). Bei den Wahlen 1994 unterlag er Viera in einer Stichwahl nur knapp.

Nach dem Bürgerkrieg (1998-99) und Vieras Sturz siegte Ialá im Januar 2000 in einer Stichwahl gegen seinen jetzigen Rivalen um das Präsidentenamt, Malam Bacai Sanhá. Während seiner Amtszeit ließ er zahlreiche Oppositionelle verhaften und überlebte mehrere Putschversuche. Nachdem er die für 2003 geplanten Wahlen mehrmals verschieben ließ und zunehmen autokratisch regierte, wurde er im September 2003 vom Stabschef der Armee, Veríssimo Correia Seabra, gestürzt. Ialá wurde inhaftiert und später unter Hausarrest gestellt. 2005 kandidierte er erneut für das Präsidentenamt, erreichte aber nur den dritten Platz.

Rund 160 Wahlbeobachter von der Afrikanischen Union (AU),  der westafrikanischen Staatengemeinschaft ECOWAS, der Gemeinschaft der portugiesisch-sprachigen Länder  (CPLP) und der Europäischen Union (EU) überwachen den Urnengang in 2.400 Wahllokalen. Sanhá hatte beim ersten Wahlgang 39,5% der Stimmen erreicht, Iala 29,4%.

Guinea-Bissau gilt wegen der schwer zu kontrollierenden Landepisten auf den Bijagos-Inseln seit langem als einer der wichtigsten Drogenumschlagsplätze für Kokain, das von Südamerika nach Europa geliefert wird. Die frühere portugiesische Kolonie hat rund 1,5 Millionen Einwohner und ist eines der ärmsten Ländern der Welt. Im Human Development Index der Entwicklunsprogramms der Vereinten Nationen ist Guinea-Bissau auf Rang 175 von 177 Ländern gelistet. Die Regierungspartei PAIGC war bereits 1955 von Amilcar Lopes Cabral gegründet worden, der 1963 einen Unabhängigkeitskrieg gegen die Portugiesen begann und 1973 die Unabhängigkeit erreichte.

Hintergrund:
de.wikipedia.org/wiki/Guinea-Bissau



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