Waldbedeckung auf Sumatra 2007. Foto: WWF IndonesiaJakarta/Frankfurt (epo.de). - Die Tiefland-Regenwälder auf den Inseln Borneo und Sumatra werden in elf Jahren zerstört sein, wenn die Entwaldung im bisherigen Tempo voranschreitet. Die größte Bedrohung sei die Umwandlung der Wälder in Plantagen aus Ölpalme und schnell wachsenden Baumarten (Akazie, Eukalyptus) für die Zellstofferzeugung, heißt es in einer aktuellen Bestandsaufnahme der Umweltorganisation WWF, die am Montag veröffentlicht wurde.

Borneo und Sumatra gehören zu den wichtigsten Regenwaldgebieten der Erde. Sumatra und der größte Teil Borneos gehören zu Indonesien, der nördliche Teil Borneos zu Malaysia. Die Daten der WWF-Untersuchung basieren auf Satellitenbildauswertungen der letzten Jahre und sind laut WWF international die aktuellsten, die in Bezug auf Sumatra und Borneo vorliegen.

Ein Großteil der Produkte, für die in Indonesien Regenwald zerstört wird, wird für die Industrieländer produziert. "Die neuesten Zahlen machen unmissverständlich deutlich, dass die Situation auf Borneo und Sumatra hoch dramatisch ist", sagte WWF-Tropenwaldexperte Markus Radday. "Wenn dem Kahlschlag nicht Einhalt geboten wird, werden innerhalb einer Generation Wälder mit globaler Bedeutung für den Klimaschutz und einer faszinierenden Artenvielfalt zerstört sein. Für den Orang-Utan beispielsweise gibt es dann kaum noch eine Überlebenschance in freier Wildbahn."

Lauf WWF sind von den ursprünglichen Waldgebieten Borneos, die 95 Prozent der Insel bedeckten, nur noch 50 Prozent übrig geblieben. Zwischen 2003 und 2007 habe Borneo im Schnitt 1,15 Millionen Hektar Wald pro Jahr verloren.

Auch für Sumatra seien die Zahlen erschreckend. Im Zeitraum von 1985 bis 2007 verlor die Insel nach Angaben der Umweltorganisation rund die Hälfte ihrer Waldflächen. In jedem dieser Jahre wurden durchschnittlich 550.000 Hektar entwaldet. "Das bedeutet, dass in den letzten zwei Jahrzehnten in jeder einzelnen Stunde ein Wald von der Größe von 88 Fußballfeldern verschwunden ist. Der tropische Tieflandwald ist der am stärksten bedrohte Hauptwaldtyp der Insel. Nur noch 20 Prozent seiner ursprünglichen Ausdehnung sind heute noch übrig."

Der WWF ist besonders besorgt über das Ausmaß der Entwaldung, weil Borneo und Sumatra weltweit die Regionen mit den größten tropischen Torfmoorwäldern sind, die besonders viel Kohlenstoff speichern. "Die Abholzung der Torfmoorwälder Indonesiens hätte fatale Auswirkungen auf den Klimawandel", befürchtet der WWF.

Abholzung auf Bornoe. Foto: WWF/Alois VedderDie Torfmoorwälder Sumatras und Borneos sind Kohlenstoffspeicher gigantischen Ausmaßes. Mit 3.000 – 6.000 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar speichern sie bis zu 50 Mal soviel Kohlenstoff wie eine gleich große Fläche Regenwaldes ohne Torfboden. Werden diese Wälder entwässert, verbrannt oder gerodet, wird der Kohlenstoff aus den Böden in Form des Treibhausgases Kohlendioxid in die Atmosphäre abgegeben. "Die Zerstörung der Torfmoorwälder ist in Bezug auf den Klimawandel eine tickende Zeitbombe", so Markus Radday. "Werden sie abgeholzt, würden gigantische CO2-Reserven freigesetzt, die kaum durch eine Reduktion in anderen Bereichen aufgefangen werden könnten."

Der WWF fordert deshalb die Ausweisung neuer Schutzgebiete und ein internationales Vorgehen zum Schutz der Tropenwälder, etwa in Form eines internationalen Kompensationsmechanismus. Im Rahmen der Klimaverhandlungen, die im Dezember in Kopenhagen in ein neues Abkommen münden sollen, wird über den REDD-Mechanismus diskutiert. Mit REDD ("Reduced Emissions from deforestation and forest degradation") soll ein Verfahren etabliert werden, mit dem Waldnationen für den Erhalt ihrer Wälder entschädigt werden sollen. Ecuador hat bereits signalisiert, im Gegenzug gegen finanzielle Beiträge aus Industriestaaten auf die Nutzung von Wäldern verzichten zu wollen.

Fotos: (1) Waldbedeckung auf Sumatra © Uryu, Y. et al./ WWF Indonesia (2) Entwaldung auf Borneo © WWF / Alois Vedder

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