Aktion gegen Milchdumping von CampactBerlin (epo.de). - Gegen die Krise der Milchbauern in Europa und das Dumping billiger Milchprodukte in Entwicklungsländern will ein neues gesellschaftliches Bündnis aus Landwirtschafts-, Umwelt-, Tierschutz-, Menschenrechts- und entwicklungspolitischen Organisationen angehen. Die NGOs kritiseren, die aktuelle Milchpolitik in Deutschland und der EU habe "dramatische Folgen für Umwelt und Naturschutz, Tiergesundheit und Tierschutz, Arbeitsplätze im ländlichen Raum, entwicklungspolitische Ziele und die qualitative Vielfalt an Milcherzeugnissen in der EU". Das Bündnis forderte am Freitag in Berlin "rasche politische Änderungen.

Die Organisationen, darunter die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der BUND, der Bundesverband der Deutschen Milchviehhalter (BDM), der Deutsche Tierschutzbund, Campact, Euronatur, Germanwatch, FIAN und Oxfam, sehen eine der wesentlichen Ursachen für den Preisverfall auf dem Milchmarkt darin, dass die Milchquote trotz sinkender Nachfrage innerhalb der EU und auf dem Weltmarkt angehoben und damit Anreize zur Überproduktion gesetzt worden seien. "EU-Kommission und Agrarminister halten bislang am Beschluss zur Ausweitung der Milchquote fest. Um den Markt zu entlasten, erhöhen sie die Subventionen für Lagerhaltung und Export. Dies kostet die Steuerzahler nach Angaben der Kommission allein im Jahr 2009 rund 600 Millionen Euro", kritisiert das Bündnis. Der Preisverfall lasse sich damit aber nicht aufhalten. Zehntausende europäische Milchbauern seien in ihrer wirtschaftlichen Existenz akut gefährdet.

"Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner, EU-Agrarkommissarin Fischer Boel und die Minister der anderen Mitgliedsstaaten müssen auf der nächsten Ratssitzung am 7.9.2009 endlich eine wirksame Mengenreduktion für die Milcherzeugung beschließen. Nur so können Butterberge und Milchseen abgebaut und trockengelegt und die Einkommen der Milcherzeuger nachhaltig stabilisiert werden", sagte Romuald Schaber, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter.

Norbert Mauren vom Deutschen Tierschutzbund mahnte, beim derzeitigen Preisniveau könnten Milchkühe nicht unter artgerechten Bedingungen gehalten werden. "Nur mit angemessenen Milchpreisen ist es möglich, Kühe auf der Weide zu halten, und so nicht nur Tiergesundheit und Kulturlandschaft zu fördern, sondern auch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten", sagte Friedrich Ostendorff vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

ARMUTSBEKÄMPFUNG UNTERLAUFEN

"Der Schaden macht an den Grenzen der Europäischen Union nicht halt", erklärte Tobias Reichert von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. "Die Überschüsse werden mit Hilfe von Subventionen in Entwicklungsländer exportiert und verdrängen die Erzeuger von ihren heimischen Märkten. Wirksame Armutsbekämpfung wird so unterlaufen."

Die Überproduktion der EU ist aus der Sicht der NGOs nur möglich, weil mehr als 70 Prozent des Eiweißfutters importiert werden. In den Anbauländern des Tierfutters würden Regenwälder abgeholzt und damit schädliche Treibhausgas-Emissionen erzeugt, die den Klimawandel verstärken.

"Mittel- und langfristig muss die europäische Milcherzeugung vor allem am Bedarf innerhalb der EU ausgerichtet werden, um ein Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage und damit einen fairen Milchpreis zu gewährleisten", forderte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf. "Die Milchbauern und -bäuerinnen müssen ihre Interessen gegen eine stark konzentrierte Milchindustrie marktwirksam bündeln."

Bündnispapier "Eine andere Milchpolitik ist möglich und notwendig" (PDF)


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