World Health Summit BerlinBerlin (epo.de). - Der von den Regierungen Deutschlands und Frankreichs unterstützte "World Health Summit" in der Berliner Charité vom 14. bis 18. Oktober stößt schon im Vorfeld auf massive Kritik. Ein breites Bündnis von gesundheits- und entwicklungspolitischen Organisationen sowie Gewerkschaften wirft den Organisatoren eine zu große Nähe zur Gesundheitsindustrie vor und plant eine Alternativkonferenz.

Die Charité-Universitätsmedizin Berlin und die Universität Paris Descartes, die zum "Weltgesundheitsgipfel" unter der Schirmherrschaft von Präsident Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel in die Berliner Charité einladen, verweisen darauf, weltweit würden jährlich mehr als vier Billionen Euro für Gesundheit, medizinische Vorsorge und Heilung ausgegeben. In Frankreich und Deutschland repräsentiere die Gesundheitswirtschaft jeweils mehr als zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes und gehöre damit zu den größten Branchen beider Länder. In den deutsch-französischen Beziehungen spiele die Gesundheitswirtschaft bisher dennoch "keine herausgehobene Rolle".

NGOs laden nun zur Alternativkonferenz "Public Eye on Berlin" für den 16. Oktober ein. Die 20 Träger der Gegenaktivitäten, darunter medico international, attac, die BUKO Pharmakampagne, der Evangelische Entwicklungsdienst, IPPNW und die gesundheits- bzw. sozialpolitischen Fachbereiche der Vorstände von DGB, IG Metall und ver.di, kritisieren den "selbsternannten Weltgesundheitsgipfel" in einer Gemeinsamen Erklärung: "Dieser Gesundheitsgipfel ist nicht geeignet, weltweite Gesundheitsprobleme anzugehen. Aufgrund seiner inhaltlichen wie organisatorischen Ausrichtung droht der Gipfel eher zu den Problemen beizutragen, die er vermeintlich zu lösen gedenkt."

Nicht Fragen der öffentlichen Gesundheitsfürsorge bestimmten das Programm des Berliner Gipfels, sondern Überlegungen, wie Forschung und private Gesundheitswirtschaft zur Verbesserung individueller Versorgung beitragen können, kritisieren die Gesundheits-NGOs. "Damit droht Gesundheit zu einer Ware zu werden, die nur noch von technischen und betriebwirtschaftlichen Kriterien bestimmt wird", sagte Thomas Seibert von medico international. "Da sind offenbar mehr medizinisch-ärztliche Hybris und ein unkritischer Glaube an technologische Lösungen für komplexe Probleme am Werk, als Verständnis für die Gründe der globalen Gesundheitskrise. Letztere besteht vor allen Dingen darin, dass weltweit immer mehr Menschen von der medizinischen Behandlung ausgeschlossen werden."

Ein "Weltgesundheitsgipfel", der diesen Namen verdient, müsste laut medico international durch legitime Vertreter aus allen Teilen der Welt bestehen: "Statt ein neues von der Pharmaindustrie gesponsertes Gremium zu schaffen, wäre es sinnvoller, die bestehenden Strukturen der Weltgesundheitsorganisation WHO zu stärken."

www.medico.de/publiceye
www.worldhealthsummit.org

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