fao_wfs_150Rom (epo.de). - Beim Welternährungsgipfel in Rom haben die Mitgliedsstaaten der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) bereits am ersten Tag eine vorbereitete Abschlusserklärung verabschiedet, die eine globale Partnerschaft für Landwirtschaft und Ernährungssicherung begründet und die "Beendigung des Hungers in der Welt" als strategisches Ziel festschreibt. Hilfsorganisationen begrüßten die schnelle Einigung am Montag, kritisierten jedoch die Unverbindlichkeit der Aussagen und mahnten, den Worten müssten nun auch Taten folgen.

Die globale Partnerschaft für Landwirtschaft und Ernährungssicherung soll gewährleisten, dass wieder mehr Geld in die Landwirtschaft vor allem in Entwicklungsländern investiert wird. Eine Summe wird in der Erklärung aber nicht genannt. FAO-Generaldirektor Jacques Diouf hatte die Staatengemeinschaft im Vorfeld des Gipfels dazu aufgerufen, die Investitionen in die Landwirtschaft von derzeit acht Milliarden US-Dollar jährlich auf 44 Milliarden zu steigern. Auch hinsichtlich der Bekämpfung des Hungers bleibt die Erklärung unbestimmt. Ein konkreter Zeitrahmen wird nicht genannt.

Die Leiterin der deutschen Regierungsdelegation in Rom, Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU), wertete die Erklärung als Erfolg. "Das Thema Ernährungssicherheit bleibt damit weit oben auf der internationalen Tagesordnung", sagte die Ministerin. Zudem habe die Konferenz das Recht jedes Menschen auf Nahrung anerkannt.

Die Parlamentarische Staatssekretärin im Entwicklungsministerium, Gudrun Kopp (FDP), sagte bei der Weltkonferenz zur Ernährungssicherung in Rom: "Mit der heute begründeten Globalen Partnerschaft für Landwirtschaft und Ernährungssicherheit haben wir nun eine gemeinsame Plattform, um unsere Anstrengungen besser zu bündeln und unsere Unterstützung schlagkräftiger zu machen. Der nächste Schritt muss eine bessere Kohärenz der Entwicklungs-, Agrar- und Handelspolitik sein sowie die Abschaffung der Agrarexportsubventionen."

Die Welthungerhilfe begrüßte die schnelle Einigung auf eine Abschlusserklärung, kritisierte aber die mangelnde Verbindlichkeit. "Jetzt müssen der Deklaration auch schnell Taten folgen, bei einer Milliarde Hungernden darf nicht länger Zeit mit Absichtserklärungen verloren gehen", erklärte der Welternährungsexperte der Welthungerhilfe, Rafael Schneider.

Positiv zu werten sei der Beschluss zur Reform des Komitees für Globale Ernährungssicherheit, das nun aber mit einem klaren Mandat ausgestattet werden und die Arbeit schnell aufnehmen müsse. Wichtig sei auch, dass dem Komitee Nichtregierungsorganisationen angehören und dass das Recht auf Nahrung in der Abschlusserklärung ausdrücklich genannt sei, sagte Schneider. Es gebe aber kein Zeitziel, bis wann der Hunger der Vergangenheit angehören soll, sondern nur die Aussage "zum ehest möglichen Zeitpunkt".

"Das erste Millenniumsziel, bis 2015 den Anteil der Hungernden an der Weltbevölkerung zu halbieren, wird verfehlt – hier muss endlich entschlossen umgesteuert werden", erklärte Schneider. Außerdem gebe es keine klare Verpflichtung, den Anteil für ländliche Entwicklung an der internationalen staatlichen Entwicklungshilfe zu erhöhen. "Es gibt weder einen Zeitrahmen noch wird eine Summe genannt. Im Moment liegt der Anteil bei nur 5 Prozent. Das ist zuwenig. Der Anteil müsste bei rund 20 Prozent liegen."

HERBE ENTTÄUSCHUNG

Nach Ansicht des katholischen Hilfswerks MISEREOR ist die Erklärung hingegen eine herbe Enttäuschung. "Was da auf acht Seiten erklärt wird, ist im Wesentlichen eine widersprüchliche Zusammenstellung bereits getroffener Vereinbarungen und Versprechen", sagte MISEREOR-Ernährungsexpertin Alicia Kolmans.

"Auf die Halbierung der Zahl der Hungernden bis 2015 hatten sich die Regierungen dieser Welt bereits 1996 geeinigt. Seitdem hat sich aber diese Zahl um ca. 160 Millionen auf rund eine Milliarde erhöht. Dass die Regierungen heute dieses Ziel lediglich bekräftigen, zeigt, wie wenig Vertrauen sie in ihre eigenen Versprechen haben und dass ihnen überprüfbare Zielmarken unbequem sind", erklärte Kolmans.

Besonders problematisch aus Sicht von MISEREOR sei das Festhalten an alten Rezepten bei Landwirtschaftstechnologien und in der Handelspolitik. "Mit teuren High-Tech-Methoden und Biotechnologie ist den Kleinbauern, deren wichtige Rolle für die Welternährung in der Gipfelerklärung richtigerweise anerkannt würde, nicht geholfen. Die Abhängigkeit von teuren Betriebsmitteln wie Hybridsaatgut und chemischen Düngemitteln hat bisher Millionen von Bauern in die Verschuldungsfalle gebracht. Um ihre Produktivität und ihr Einkommen auf Dauer zu verbessern, muss eine Landwirtschaft gefördert werden, die mit wenig externen Betriebmitteln auskommt und auf das Knowhow und Entwicklungspotential der Bauern setzt", so Kolmans.

Die Menschenrechtsorganisation FIAN kritisierte die Abschlusserklärung des Welternährungsgipfels als "Dokument des Stillstands". "Weder die Anerkennung des Rechts auf Nahrung ist neu, noch die Erkenntnis, dass die Landwirtschaft im Süden mehr gefördert werden muss", erklärte Ute Hausmann, Geschäftsführerin von FIAN Deutschland. "Wir vermissen neue und verbindliche Zusage über Entwicklungsgelder für eine nachhaltige ländliche Entwicklung. Und wir vermissen vor allem Antworten auf brennende Ursachen des Hungers wie den ungerechten Welthandel, Landnahmen durch ausländische Unternehmen und Staaten, Spekulation an den Rohstoffbörsen und die öffentlich geförderte Expansion von Energieplanzen für Agrartreibstoffe."

www.fao.org/wsfs/world-summit/en/


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