nachhaltigkeisratBerlin (epo.de). - Die Preisverleihung für "Nachhaltigkeits-Berichte", die am Montag im Rahmen der Jahrestagung des Rates für Nachhaltige Entwicklung in Berlin vorgenommen werden soll, ist auf Kritik gestoßen. Das CorA-Netzwerk für Unternehmensverantwortung hält weder die isolierte Betrachtung der Berichte noch das Setzen auf freiwillige Berichterstattung für den richtigen Weg zu mehr Unternehmensverantwortung.

Erstmals werden in diesem Jahr Berichte von Unternehmen, in denen sie ihre gesellschaftliche Verantwortungsübernahme darstellen, im Rahmen der Jahrestagung des Rates für Nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet. CorA – ein Netzwerk von mehr als 40 Organisationen, die sich mit Unternehmensverantwortung befassen – sieht darin eine bedenkliche Entwicklung. Die Angaben der Unternehmen würden für die Bewertung, die das Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung und der Unternehmensverband "future" durchführen, weder auf ihre Richtigkeit überprüft, noch werde Wert darauf gelegt, ob das Verhalten der Unternehmen überhaupt einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leistet.

Unter den Spitzenreitern der letzten Jahre waren nach Angaben von CorA Unternehmen wie der Kohle- und Atomkraftwerksbetreiber RWE und BASF als Produzent einer breiten Palette umweltschädlicher Chemikalien. "Es geht nicht darum, schöne Jahresberichte zu loben, sondern das Verhalten der Unternehmen muss danach bewertet werden, ob es einer nachhaltigen Entwicklung dient oder sie schädigt", erklärte Volkmar Lübke, Koordinator von CorA. "Wenn weiterhin nur vereinzelte Unternehmen auf freiwilliger Basis nicht überprüfte Berichte über die ökologischen und sozialen Auswirkungen ihrer Tätigkeit veröffentlichen, weiß man weder, ob man den Angaben Glauben schenken darf, noch kann man alle Anbieter am Markt vergleichen."

Das CorA-Netzwerk für Unternehmensverantwortung fordert deshalb seit Jahren verbindliche Publizitätspflichten für Unternehmen zu sozial und ökologisch relevanten Tatbeständen. "Nur wenn die Verweigerung der Informationen und Falschaussagen sanktioniert werden, kann durch Berichterstattung ein Wettbewerb um mehr Unternehmensverant-wortung unterstützt werden", sagte Uwe Wötzel von der Gewerkschaft ver.di, ebenfalls ein Mitglied von CorA.

Auszeichnungen für Berichte stünden in der Gefahr, in der Öffentlichkeit als vermeintliche Auszeichnungen der Unternehmen missverstanden oder gar missbraucht zu werden, kritisiert CorA. "Wenn dieses unzulängliche Instrument nun mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung in Verbindung gebracht wird, kann dies auch nicht im Interesse des Rates sein. Vielmehr sollte der Rat für Nachhaltige Entwicklung sich als Beratungsgremium der Bundesregierung für eine politische Rahmensetzung zu verbindlichen Berichtspflichten einsetzen."

Im CorA-Netzwerk haben sich mehr als 40 Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften, kirchliche und entwicklungspolitische Organisationen, Verbraucher- und Umweltverbände zusammengeschlossen. Das CorA-Netzwerk setzt sich für "Corporate Accountability" ein, d.h. für verbindliche Instrumente, mit denen Unternehmen verpflichtet werden, die Menschenrechte sowie international anerkannte soziale und ökologische Normen und Standards zu respektieren.

www.nachhaltigkeitsrat.de
www.cora-netz.de

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