cop15Kopenhagen (epo.de). - Die wichtigste Konferenz in der Geschichte der Menschheit oder nur eine Zwischenstation im Verhandlungs-Marathon um eine Begrenzung der Erderwärmung? Noch ist unklar, welchen Stellenwert der Klimagipfel der Vereinten Nationen vom 7. bis 18. Dezember in Kopenhagen erhalten wird. Mit der Zusage von US-Präsident Barack Obama, am letzten Verhandlungstag in Kopenhagen anwesend zu sein, mehren sich die Hoffnungen auf einen Erfolg der Konferenz. Doch nach dem derzeitigen Stand der Verpflichtungen zur Verringerung der Treibhausgas-Emissionen steuert die Erde auf eine Erwärmung um 3,5 Grad Celsius zu - weit mehr als die zwei Grad, die Wissenschaftler für tolerierbar halten.

Obama werde nicht wie zunächst geplant zur Eröffnung des Klimagipfels am 9. Dezember nach Kopenhagen reisen, sondern zum Abschluss am 18. Dezember, teilte sein Sprecher Robert Gibbs am Freitag in Washington mit. Da Obamas Stab wiederholt erklärt hatte, der Präsident werde nur bei guten Erfolgsaussichten an den Verhandlungen teilnehmen, gehen viele Beobachter davon aus, dass die wesentlichen Punkte eines Abkommens im Hintergrund bereits festgezurrt wurden.

Die US-Administration hob positiv hervor, dass in den vergangenen Wochen auch die Schwellenländer China und Indien konkrete CO2-Reduktionsziele angekündigt hatten. Die USA selbst signalisierten eine Verringerung bis zum Jahr 2020 um 17 Prozent - gemessen am Ausstoß 2005. Verglichen mit dem meist als Referenzgröße genannten Jahr 1990 ergibt sich aber eine Reduktion von lediglich drei Prozent.

Der unter anderem vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) eingerichtete "Climate Action Tracker", der die aktuellen Reduktionsziele weltweit sammelt und mit den wissenschaftlich notwendigen Maßnahmen zur Begrenzung der Erderwärmung vergleicht, kam wenige Tage vor dem Klimagipfel zu einem desaströsen Ergebnis. Demnach steuert die Welt auf eine globale Erwärmung um 3,5 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts zu. Dabei steht nicht einmal fest, dass bei der vom Weltklimarat (IPCC) geforderten Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad katastrophale Folgen vermieden werden könnten.

Der Weltklimarat geht davon aus, dass die globalen Emissionen 2015 ihren Höhepunkt erreichen und danach drastisch sinken müssen, wenn das Zwei-Grad-Ziel erreicht werden soll. Aus den jüngsten Reduktions-Ankündigungen haben die Forscher vom "Climate Action Tracker" aber errechnet, dass die Emissionen bis 2040 weiter ansteigen werden. Gemessen am Stand von 1990 würden sich die globalen Emissionen bis 2050 verdoppeln.

FINANZHILFEN FÜR DEN SÜDEN ZU GERING

Nach Informationen der "Washington Post" gibt es Anzeigen für einen Konsens, dass den Entwicklungsländern ab 2012 jährlich zehn Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt werden sollen, damit sie sich an die negativen Folgen des Klimawandels anpassen und Klimaschutz-Maßnahmen und Maßnahmen zum Erhalt der Regenwälder ergreifen können. Umwelt- und Entwicklungsorganisationen wie Germanwatch halten diese Summe für viel zu gering. Sie fordern Finanzhilfen für den Süden in Höhe von 110 Milliaren Euro pro Jahr.

Und während die Industriestaaten die Summen, die für den Klimaschutz in den Süden fließen sollen, auf das 0,7-Prozent-Ziel (bis 2015 sollen 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwickungshilfe ausgegeben werden) anrechnen wollen, fordern die nichtstaatlichen Organisationen die Klima-Hilfen als zusätzliche Mittel. Angesichts von mehr als einer Milliarde Hungernden weltweit könne man nicht die Mittel für Entwicklungshilfe beschneiden, argumentieren die NGOs.

SÜDEN FORDERT FESTHALTEN AM KYOTO-PROTOKOLL

Seit November mehren sich die Anzeichen, dass es in Kopenhagen zu keinem rechtlich bindenden Abkommen kommen wird, das das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll ersetzen könnte. Von einem politischen Rahmenabkommen ist die Rede, dessen Details später ausgehandelt werden sollen. Die Entwicklungsländer werfen den Industriestaaten vor, sie wollten die rechtlich bindenden Reduktionsziele des Kyoto-Protokolls durch eine Sammlung nationaler Eigenverpflichtungen ersetzen - und damit von dem in der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) festgelegten Konsens abrücken, dass aufgrund ihrer historischen Schuld in erster Linie die Industrieländer Emissionen reduzieren müssen.

Martin Khor vom South Centre, dem Think Tank der Länder des Südens, erinnert denn auch an die Forderung der Entwicklungsländer, die Industriestaaten müssten ihren gemeinsamen Ausstoß an Treibhausgasen bis 2020 gegenüber 1990 um 40 Prozent reduzieren, ehe über Beiträge des Südens geredet werden könne. Nach dem Stand der letzten Verhandlungsrunde im November in Barcelona lägen die eingegangenen Verpflichtungen des Nordens bei lediglich 12 bis 19 Prozent. Dies sei keine Basis für ein ambitioniertes Abkommen in Kopenhagen.

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