cop15Kopenhagen (epo.de). - Beim UN-Klimagipfel in Kopenhagen ringen die Staats- und Regierungschefs zum Abschluss der Konferenz bis zuletzt um einen Kompromiss für ein Klima-Abkommen. Weder US-Präsident Barack Obama noch Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao boten aber weitergehende Maßnahmen ihrer Staaten zum Klimaschutz als bisher an. Beobachter rechnen damit, dass die Sitzung bis in die Nacht andauern könnte.

Obama erklärte am Freitag auf der Konferenz der Staats- und Regierungschefs, er sei nach Kopenhagen gekommen, "nicht um zu reden, sondern um zu handeln". "Die Welt beobachtet uns, und unsere Handlungsfähigkeit steht in Zweifel", räumte Obama ein. Neue Zahlen legte er aber nicht auf den Verhandlungstisch. Bislang haben die USA eine Verringerung ihrer Treibhausgas-Emissionen bis 2020 um lediglich drei bis vier Prozent gegenüber dem Stand von 1990 angekündigt.

In der Nacht zum Freitag hatten sich die Staats- oder Regierungschefs der 20 mächtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) und einiger weiterer Staaten in Kopenhagen zusammengesetzt, um wieder Bewegung in die Verhandlungen zu bringen. Danach wurden Diplomaten damit beauftragt, eine "politische Erklärung" zu den umstrittensten Punkten der Verhandlungen auszuarbeiten. Der dänische Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen sprach nach dem Treffen von einem "konstruktiven Dialog", wie die Verhandlungen vorangebracht werden könnten.

Die politische Erklärung enthält Medienberichten zufolge die Feststellung, die globale Durchschnittstemperatur dürfe nicht um mehr als zwei Grad Celsius über die vorindustriellen Werte ansteigen. Außerdem sei das Ziel genannt, ab dem Jahr 2020 sollten die reichen Länder jährlich 100 Milliarden US-Dollar für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels in den ärmeren Entwicklungsländern bereitstellen.

Viele der Entwicklungsländer lehnten einen neuen Text in Form einer Deklaration ab. Der Sudanese Lumumba Di-Aping, einer der Sprecher der Gruppe der Entwicklungsländer (G77),  sagte zu der Erklärung, sie sei "schwach". "There's nothing ambitious in this text."

Nach einem internen Papier des UN-Klimasekretariats vom 15. Dezember, aus dem Nachrichtenagenturen zitierten, reichten die bis dahin abgegebenen Zusagen zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen nicht aus, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Vielmehr müsse mit einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um drei Grad Celsius gerechnet werden. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte die Verpflichtung zur Einhaltung des Zwei-Grad-Ziels zum Kriterium für einen Erfolg oder Misserfolg des Gipfels erklärt.

Nach Abschluss der Reden wichtiger Regierungschefs, darunter der USA und China, die zusammen etwa die Hälfte der weltweiten CO2-Emissionen verursachen, konstatierte auch der Deutsche Naturschutzring (DNR), die vom Weltklimarat (IPCC)  gesetzten Ziele zur Erreichung der Zwei-Grad-Zieles würden klar verfehlt. So habe US-Präsident Obama "lediglich eine Reduzierung von ganzen 4% der CO2-Emissionen bis 2020 und von 34% bis 2050 auf der Basis des Jahres 1990 zugesagt", kritisierte der DNR.

Die Vertreter der Entwicklungsländer hätten die sich abzeichnende Aufbringung von 100 Milliarden Dollar ab 2020 für Anpassungs- und Entwicklungsmaßnahmen in ihren Ländern als minimalen Schritt vorwärts in diesem Punkt begrüßt, berichtete der DNR. "Allerdings darf es sich dabei um keine Luftbuchungen handeln, indem die Mittel weitgehend aus dem Topf der öffentlichen Entwicklungshilfe stammen", sagte DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen in Kopenhagen. Vielmehr müssten diese Gelder durch eine Abgabe auf den internationalen Flug- und Schiffsverkehr aufgebracht werden. Weitere erhebliche Gelder könnten aus dem Abbau umweltschädlicher Subventionen in allen Staaten stammen, so der DNR.

http://en.cop15.dk
http://unfccc.int

Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.