somalia_lage_Göttingen (epo.de). - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat vor einer Zuspitzung der Hungerkrise in Somalia gewarnt. Zunehmende Kämpfe zwischen Milizen und der regulären Armee und Übergriffe auf humanitäre Helfer erschwerten die Versorgung der Zivilbevölkerung, erklärte die GfbV am Dienstag in Göttingen. In Somalia sind rund 3,6 Millionen Menschen auf Nothilfe angewiesen.

Die von der USA und Großbritannien angekündigte Ausweitung des Anti-Terrorkampfes in Somalia werde den Bürgerkrieg weiter schüren und die Arbeit von Hilfsorganisationen nicht erleichtern, befürchtet die GfbV. "Dringend muss die internationale Staatengemeinschaft mehr Mittel für die humanitäre Versorgung der Bevölkerung zur Verfügung stellen und auf einem besseren Schutz von Mitarbeitern der Hilfswerke bestehen", forderte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Ansonsten drohe Tausenden Menschen in Somalia der Tod.

Somalia sei einer der drei schlimmsten humanitären Krisenherde der Welt. Dennoch zögere die internationale Gemeinschaft mit ihrer Nothilfe, kritisierte die Menschenrechtsorganisation. Nur knapp die Hälfte der für das Jahr 2009 für die humanitäre Versorgung benötigten Gelder sei bislang zur Verfügung gestellt worden.

"Für die Eindämmung der in diesem Jahr befürchteten Hungerkatastrophe sind dies denkbar ungünstige Voraussetzungen, um ein Massensterben zu verhindern", erklärte Delius. "Somalias Zivilbevölkerung darf von der internationalen Gemeinschaft nicht abgeschrieben werden." Sie könne nichts dafür, dass sie zum Spielball der Machtkämpfe von Warlords und um Einfluss ringender Nachbarstaaten geworden sei, und dass radikal-islamische Milizen international den Terrorismus förderten.

Angesichts der katastrophalen Sicherheitslage hätten im Dezember weitere Hilfsorganisationen ihre Arbeit einschränken müssen, berichtete die GfbV. Am 28. Dezember war in der Stadt Balad Hawo im Süden des Landes erneut ein Helfer von Unbekannten ermordet worden. Er war der zehnte Mitarbeiter von Hilfswerken, der im vergangenen Jahr in Somalia ermordet wurde. Weitere zehn Helfer befinden sich laut GfbV in der Hand von Geiselnehmern. Mehrfach waren Hilfsorganisationen vor allem von der radikal-islamischen Al Shabaab-Miliz bedroht oder zum Verlassen des Landes aufgefordert worden.

"Der Abzug von Helfern reißt immer größere Lücken in die Versorgung der Zivilbevölkerung", berichtete Delius. Jedes fünfte Kind sei heute schon akut unterversorgt. Auch nehme die Säuglingssterblichkeit weiter zu. Viele Binnenflüchtlinge wüssten nicht mehr, wie sie sich versorgen sollten.

So protestierten am 29. Dezember hunderte Flüchtlinge in dem Dorf Hawo Abdi gegen die Einstellung von Wasserlieferungen durch internationale Helfer. Die Flüchtlinge stammten aus der Hauptstadt Mogadischu, aus der seit Juli 2009 mindestens 123.000 Menschen vor Kämpfen fliehen mussten. Allein in den vergangenen beiden Wochen seien 26 Zivilisten in Mogadischu bei Granatangriffen auf ihre Stadtviertel getötet worden. Insgesamt seien 2009 rund 1.740 Zivilisten bei Kämpfen zu Tode gekommen.

Foto: Wikimedia Commons

www.gfbv.de

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