fianKöln (epo.de). - Die Menschenrechts-Organisation FIAN hat den deutschen Verein der Blumengroßhändler und –importeure (BGI) kritisiert. Trotz systematischer Verletzungen von Arbeitsrechten in der kolumbianischen Blumenindustrie stelle der BGI auf der Internationalen Pflanzenmesse in Essen vom 26. bis 29. Januar den Verband der kolumbianischen Blumenproduzenten (Asocolflores) als Partner vor, erklärte FIAN am Montag in Köln.

FIAN forderte den BGI auf, sich öffentlich zu den Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation zu bekennen. Der BGI unterstütze mit der Partnerschaft Asocolflores dabei, stärker auf den deutschen Blumenmarkt vorzudringen. "Gewerkschaftsfreiheit wird in der kolumbianischen Blumenindustrie systematisch unterbunden", sagte Gertrud Falk von FIAN. "Gewerkschafterinnen werden bedroht und entlassen. Größere Unternehmen schließen sogar ganze Betriebe um die Arbeit freier Gewerkschaften zu verhindern." Asocolflores habe sich in den letzten Jahren wiederholt geweigert, mit unabhängigen Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen zusammenzuarbeiten.

Die Arbeitsbedingungen in der kolumbianischen Blumenindustrie gehören nach Angaben von FIAN zu den härtesten weltweit. Seit den 1970er Jahren sei der Akkord im Durchschnitt um 700 Prozent erhöht worden. Dennoch erhielten die Arbeiterinnen nur den Mindestlohn von 515.000 Pesos, der zu niedrig sei, um sich ausreichend zu ernähren. So habe das kolumbianische Amt für Statistik (DANE) 2007 berechnet, dass eine vierköpfige Familie das Zweieinhalbfache des Mindestlohns benötige, um ihre Grundbedürfnisse zu decken.

Gleichzeitig würden die Arbeitsbeziehungen im Sektor zunehmend prekär, beklagt FIAN. Nur 65 Prozent der Arbeiterinnen seien direkt bei den Blumenbetrieben angestellt. Darunter steige die Zahl der Kurzzeitverträge von bis zu 4 Monaten. Darüber hinaus würden Gruppen von Arbeiterinnen auch als so genannte Arbeitskooperativen beschäftigt, die keine verfassten Arbeitsrechte hätten.

Auch das von Asocolflores ins Leben gerufene Gütesiegel Flor Verde schweige zu diesen Missständen, kritisiert FIAN. Zwar enthalte es Regeln zu Vereinigungsfreiheit, Gewerkschaften seien aber nicht erwähnt. Regeln zu Arbeitsplatzsicherheit und Existenz sichernden Löhnen fehlten völlig. Arbeiterinnen von Flor Verde-Betrieben hätten in der Vergangenheit immer wieder beklagt, dass Löhne und Sozialabgaben nicht pünktlich gezahlt würden, und dass es keine Vereinigungsfreiheit gebe. Damit erfülle Flor Verde nicht einmal alle Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO).

"Mit der erklärten Partnerschaft mit Asocolflores macht sich der BGI zum Komplizen von Arbeitsrechtsverletzungen", klagte Gertrud Falk den BGI an. "Arbeitsrechtsverletzungen werden so hoffähig gemacht."

www.fian.de

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