iea_biokraftstoffeBerlin (epo.de). - Biokraftstoffe aus Agrarabfällen können einen wichtigen Beitrag zur Treibstoffversorgung leisten, ohne dabei die Nahrungsmittelproduktion zu gefährden. Für die Nutzung dieser Biokraftstoffe der sogenannten zweiten Generation, die aus Abfällen der Land- und Forstwirtschaft gewonnen werden, sind jedoch weitere Investitionen in Forschung und Entwicklung in Industrie- und Schwellenländern sowie ein Ausbau der ländlichen Infrastruktur in Entwicklungsländern nötig. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Sustainable Production of Second-Generation Biofuels" der Internationalen Energieagentur (IEA), die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

Der Studie zufolge, die von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) im Auftrag des Entwicklungsministeriums (BMZ) finanziert und fachlich begleitet wurde, würden zehn Prozent der weltweiten Abfälle aus Land- und Forstwirtschaft reichen, um – nach dem heutigen Stand der Technik – 125 Milliarden Liter Diesel oder alternativ 170 Milliarden Liter Ethanol pro Jahr herzustellen. Das entspreche gut vier Prozent des weltweiten Kraftstoffverbrauchs im Transportsektor und damit mehr als dem Doppelten der gegenwärtigen Biokraftstoffproduktion.

Derzeit werden Biokraftstoffe häufig noch aus Mais, Palmöl oder Raps hergestellt. Im Gegensatz dazu kommt die Technologie der zweiten Generation mit den Abfällen aus Land- und Forstwirtschaft aus. Sie stehe deshalb nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion, so die GTZ. In den vergangen zehn Jahren sei die Produktion von Biokraftstoffen der ersten Generation stark angestiegen und decke mittlerweile 1,7 Prozent des globalen Kraftstoffbedarfs im Transportsektor ab. Hohe Produktionskosten, relativ geringe CO2-Einsparungen und die Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion begrenzten jedoch ihr Potential. "Wir brauchen einen Wechsel zu effizienteren Technologien, um den steigenden Biokraftstoffbedarf nachhaltig decken zu können", sagte Didier Houssin, IEA-Direktor für Energiemärkte und Energiesicherheit.

Um das Potenzial der Biokraftstoffe zweiter Generation effektiv erschließen zu können, müssten die Schwellen- und Entwicklungsländer einbezogen werden, da dort ein Großteil der Agrar- und Forstabfälle anfällt. "Für den Agrarsektor in diesen Ländern bieten sich dadurch große Chancen. Allerdings dürfen die Fehler bei der Entwicklung der ersten Generation von Biokraftstoffen nicht wiederholt werden", sagte Mike Enskat, Programmkoordinator Energie für nachhaltige Entwicklung bei der GTZ. Mit international vereinbarten Nachhaltigkeitsstandards für die Produktion von Biomasse und mit der Zertifizierung von Biokraftstoffen könne sichergestellt werden, dass sowohl ökologische als auch soziale Belange bei der Biokraftstoffproduktion beachtet werden.

"Große Schwellenländer wie Brasilien, China und Indien arbeiten bereits intensiv an der Entwicklung von Biokraftstoffen der zweiten Generation. In diesen Ländern sowie in den OECD-Ländern sollte in den nächsten zehn bis 15 Jahren weiter intensiv in Forschung und Entwicklung investiert werden", erklärte Paolo Frankl, Leiter der Abteilung Erneuerbare Energien der IEA. In den meisten Entwicklungsländern sollte dagegen der Aufbau einer nachhaltigen Landwirtschaft und die Verbesserung der Infrastruktur, wie zum Beispiel Straßen oder ländliche Stromversorgung, Vorrang haben. "Nur auf Basis einer funktionierenden Landwirtschaft kann in den Entwicklungsländern die Nutzung von Agrarabfällen zur Treibstoffgewinnung ausgebaut werden", so Frankl.

Eine Kurzfassung der Studie Sustainable Production of Second-Generation Biofuels ist als PDF unter www.oecd.org/de/biokraftstoffe verfügbar.

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www.iea.org