ai_orgBerlin (epo.de). - Im Irak geraten Frauen, Angehörige von Minderheiten, Menschenrechtler und kritische Journalisten immer stärker ins Visier bewaffneter Gruppen. Verantwortlich für die meisten Anschläge auf Zivilisten seien Milizen religiöser Parteien, heißt es in einem neuen Bericht von Amnesty International. Aber auch Polizisten, Gefängnispersonal und US-Soldaten verletzten die Menschenrechte.

Amnesty dokumentiert in dem jetzt veröffentlichten Bericht "Iraq: Civilians Under Fire" zahlreiche Fälle und deren Hintergründe. "Die Iraker leben in einem Klima ständiger Angst", sagte Carsten Jürgensen, Irak-Experte in der Londoner Zentrale von Amnesty International. "Regierung, Polizei und Justiz tun zu wenig, um potentielle Opfer zu schützen und um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen." 


Frauen und Mädchen sind Amnesty zufolge im Irak besonders bedroht. "Wenn Frauen gegen traditionelle Moralvorstellungen verstoßen, kommt es immer wieder zu so genannten Ehren-Verbrechen - bis hin zum Mord durch Familienmitglieder", so Irak-Experte Jürgensen. Christen und Angehörige anderer religiöser Minderheiten würden nicht ausreichend geschützt. Viele nicht-muslimische Frauen sähen sich gezwungen, sich nach muslimischer Sitte zu kleiden, um nicht angegriffen zu werden. "Manchmal entscheidet auch schon der Hinweis auf die Religionszugehörigkeit im Ausweis über Leben und Tod", so Jürgensen.

Auch Homosexuelle leben nach Angaben von Amnesty in ständiger Bedrohung. Kritische Journalisten und Menschenrechtsaktivisten, die sich für die Opfer von religiöser, ethnisch motivierter oder familiärer Gewalt engagieren, gerieten durch ihre Arbeit oft ebenfalls ins Visier bewaffneter Gruppen.

Amnesty International fordert von der irakischen Regierung effektive Maßnahmen zum Schutz der wegen ihrer sexuellen, religiösen oder ethnischen Identität gefährdeten Personengruppen: "Alle Milizen müssen entwaffnet und gesetzliche Ausnahmeregelungen wegen 'ehrenhafter Motive' abgeschafft werden. Auch die Problematik der Angabe der religiösen Zugehörigkeit auf irakischen Ausweisen sollte geprüft werden", so Irak-Experte Jürgensen.

www.amnesty.de

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