g8_muskoka_150Berlin (epo.de). - Vor dem G8 Gipfel in Kanada haben nichtstaatliche Organsationen (NGOs) von den reichen Industrienationen mehr Einsatz gegen Hunger und Armut gefordert. Oxfam verlangte einen Dringlichkeitsplan, um die 2005 beim Gipfel in Gleneagles zugesagten 50 Milliarden US-Dollar Entwicklungshilfe schnellstmöglich bereitzustellen. "Brot für die Welt" und der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) kritisierten, Lösungsvorschläge für die Hungerbekämpfung stünden nicht auf der Tagesordnung des Gipfeltreffens vom 25. bis 26. Juni.

"Zehn Jahre nach Verabschiedung der Millennium-Entwicklungsziele und fünf Jahre nach den Versprechen vom G8-Gipfel in Gleneagles sieht die Bilanz der G8 nicht gut aus", kritisierte Oxfam. "Insbesondere im Gesundheitsbereich und bei der Bekämpfung von Armut und Hunger wurden kaum Fortschritte erreicht." Von den 2005 in Gleaneagles für 2010 versprochenen 50 Milliarden US-Dollar mehr an Entwicklungshilfe fehlten 20 Milliarden, so Oxfam. Von den für Afrika vorgesehenen 25 Milliarden Dollar würden sogar nur elf Milliarden bereitgestellt. Dies sei eine Finanzierungslücke von 56 Prozent.

Oxfam forderte daher von den G8 einen Dringlichkeitsplan, um die zugesagten 50 Milliarden Dollar schnellstmöglich, spätestens jedoch bis 2012 bereitzustellen. Gerade in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise sei dies besonders wichtig, da die armen Länder von dieser Krise besonders hart betroffen seien. Laut Oxfam-Berechnungen verursachte die Krise für die armen Länder (Low Income Countries) einen Einnahmeverlust von 65 Milliarden Dollar.

"Die G8 müssen alles tun, um ihre Glaubwürdigkeit wieder herzustellen. Die weltweit schwierige Haushaltslage kann das bisherige Versagen nicht entschuldigen", sagte Jörn Kalinski, Kampagnenleiter von Oxfam Deutschland. "Eine Finanztransaktionssteuer könnte weltweit dreistellige Milliardenbeträge einbringen. Die G8 müssen sich daher im Rahmen der G20 für die Einführung einer solchen Steuer einsetzen. Die daraus zu erzielenden Einnahmen sollten auch zur Finanzierung von Armutsbekämpfung und Klimaschutz verwendet werden."

Oxfam begrüßte die von der kanadischen G8-Präsidentschaft beabsichtigte Initiative zur Verbesserung der Gesundheit von Müttern, Neugeborenen und Kindern, weil sie das Augenmerk auf zwei der am meisten vernachlässigten Ziele zur Armutsbekämpfung lenke. Ohne eine Erhöhung der Entwicklungshilfebudgets werde diese Initiative jedoch eine leere Floskel bleiben und zudem die ohnehin zu geringen Mittel aus anderen Sektoren der Entwicklungszusammenarbeit abziehen, so Oxfam. Daher sei es unverständlich, dass insbesondere Deutschland sich weigere, hier konkrete Zusagen für neue Finanzierungen zu machen.

"Brot für die Welt" und der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) kritisierten, dass Lösungsvorschläge für die Hungerbekämpfung beim G8-Gipfel in Kanada nicht weiterbearbeitet würden und die Versprechen vom letzten G8-Gipfel in L'Aquila (Italien) nicht eingehalten würden. "Wahrscheinlich werden nur 6 Milliarden US-Dollar von den versprochenen 22 Milliarden von den G8 für die Lösung der Nahrungsmittelkrise in den nächsten 3 Jahren bereitgestellt. Diese 6 Milliarden sind zudem keine zusätzlichen Gelder, sondern sind schon für bestehende Entwicklungsprogramme bewilligt", sagte Bernhard Walter, Ernährungsexperte von "Brot für die Welt".

"Die diesjährige Tagesordnung ist von der Finanz- und Wirtschaftskrise dominiert. Die starken Schwankungen der internationalen Nahrungsmittelpreise, die Förderung von Kleinbauern und eine klimafreundliche Landwirtschaft finden keine Berücksichtigung. Es wäre Aufgabe der Entwicklungsminister gewesen, diese Punkte einzubringen", so Walter.

"Ohne beherzte Reformen in den internationalen Agrarbeziehungen ist das Millenniumsziel der Halbierung des Hungers bis 2015 nicht zu erreichen", erklärte Rudolf Buntzel, Berater für Welternährung des EED.

Ihre Hoffnung setzen Brot für die Welt und EED auf das neu geschaffene Komitee zur Ernährungssicherheit, das im November 2009 beim Welternährungsgipfel in Rom beschlossen wurde. Es bezieht internationale Organisationen, Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaft und Privatwirtschaft ein. "Dieses Komitee stellt eine Art Welternährungsparlament dar. Hier können auch zivilgesellschaftliche Gruppen ihre Vorschläge über effektive Maßnahmen zur weltweiten Hungerbekämpfung vorbringen", so Buntzel. "Das ist ein echter Fortschritt, der aber nur dann auch zu Erfolgen führt, wenn die internationale Staatengemeinschaft ihre versprochenen finanziellen Zusagen von l'Aquila auch einhält."

www.brot-fuer-die-welt.de
http://g8.gc.ca
www.oxfam.de

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