Toronto (epo.de). - Die beim G8 Gipfel in Kanada verkündete "Muskoka-Initiative" zur Senkung der Mütter- und Kindersterblichkeit ist unzureichend. Das haben Hilfsorganisationen nach Abschluss des Gipfels erklärt. "Die sogenannte Muskoka-Initiative bedeutet Hoffnung für zu wenige Kinder und Mütter in den Ländern des Südens", sagte Marwin Meier, Themenmanager Gesundheit und Anwaltschaft bei World Vision. Die Lobby-Organisation ONE mahnte, frühere Zusagen an die armen Länder müssten eingehalten werden.
World Vision schätzt unter Berufung auf Zahlen der Vereinten Nationen, dass für ein Erreichen der Millenniumsziele 4 und 5 (Kleinkinder- und Müttersterblichkeit) in den nächsten fünf Jahren etwa 24 Milliarden US-Dollar von den G8-Ländern aufgebracht werden müssten. "Das wäre der faire Anteil der Ländergruppe, die sich hier in Muskoka versammelt hat", so Meier, "die 5 Milliarden US-Dollar, die vom kanadischen Premierminister Stephen Harper angekündigt wurden, sind erheblich zu wenig. Das Geld wird hinten und vorn nicht reichen."
World Vision übte insbesondere Kritik am deutschen Beitrag. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte 400 Millionen Euro über die nächsten fünf Jahre angekündigt. World Vision nannte die Summe "enttäuschend".
"Die Zusage der G8 für die Gesundheit von Kindern und Mütter war ehrlich, das ist gut", sagte der Deutschlanddirektor der Lobbyorganisation ONE, Tobias Kahler. "Ehrlich gesagt war sie aber auch schwach. Das ist bitter für Schwangere und Kinder in den Ärmsten Ländern dieser Welt, insbesondere in Afrika."
"Leere Versprechen retten keine Leben, gebrochene Zusagen sind Eigentore", mahnte Kahler. "Die G8-Länder, die wie Deutschland ihre Afrika-Zusagen nur teilweise erfüllt haben, müssen jetzt alles tun, um verlorenen Boden gut zu machen. Sie werden sich weiter an den Gleneagles-Zusagen messen lassen müssen." Die G8-Staaten hatten auf ihrem Treffen in Gleneagles (Schottland) im Jahr 2005 versprochen, ihre Entwicklungshilfe bis 2010 um 50 Milliarden Dollar aufzustocken.
"Ich bin eine afrikanische Mutter mit drei gesunden Kindern. Muss das was Besonderes sein?", fragt Sue Mbaya, World Vision Direktorin für Anwaltschaftsarbeit in Afrika. "Kinder und Mütter haben weltweit dasselbe Recht auf Gesundheit – die G8 haben wieder die Chance vertan, dafür zu sorgen, dass auch die ärmsten Menschen auf unserem Globus ihr Recht auf Leben und Gesundheit verwirklichen können."
World Vision zufolge sterben jedes Jahr in den Entwicklungsländern fast neun Millionen Kinder unter fünf Jahren. Das seien jede Stunde etwa 1.000 oder umgerechnet etwa 400 Schulbusse voller Kinder pro Tag.
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