diakonieStuttgart (epo.de). - Die humanitäre Krise im Kongo darf von der Weltgemeinschaft nicht einfach "abgehakt" werden. Das hat die Direktorin der Diakonie Katastrophenhilfe, Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel, bei der Vorstellung der Jahresbilanz der Nothilfe-Organisation am Mittwoch in Stuttgart gefordert. Weil es 2009 kaum Naturkatastrophen gegeben habe, seien die Spendeneinnahmen zurückgegangen, erklärte die Diakonie Katastrophenhilfe.

Füllkrug-Weitzel kritisierte, in der Demokratischen Republik Kongo wollten "alle ihr Stück vom reichhaltigen Ressourcen-Kuchen". Sie hatte kürzlich Projekte im Ostkongo besucht, wo sich ihrer Einschätzung nach eine der größten humanitären Katastrophen der Welt abspielt. Dagegen zeigte sie sich bei der Präsentation der Jahresbilanz 2009 in Stuttgart zufrieden mit dem Wiederaufbau im Süden Haitis, über den die Leiterin des Büros des evangelischen Hilfswerks in Haiti, Astrid Nissen, berichtete.

Die Demokratische Republik Kongo verfüge über überragende Vorkommen an Gold, Silber, Diamanten, Zinn, Coltan, Kupfer, Erdöl, Erdgas oder Holz. "Dieser Reichtum ist ihr Fluch", sagte Füllkrug-Weitzel. "Dörfer mitsamt ihren Bewohnern werden darum immer noch niedergebrannt, Dorf- und Gemeinschaftsführer gezielt massakriert, Frauen massenhaft vergewaltigt. Im Ostkongo hilt die Diakonie Katastrophenhilfe Opfern sexueller Gewalt und den Betroffenen des Bürgerkrieges.

Füllkrug-Weitzel forderte, die begonnene und von der internationalen Gemeinschaft unterstützte Reform des Sicherheitssektors voranzutreiben. Dazu gehöre, Angehörige der Streitkräfte flächendeckend in humanitärem Völkerrecht zu schulen und Zuwiderhandlungen zu ahnden. "Die Kultur der Straflosigkeit muss durchbrochen werden", betonte die Theologin. Sie rief dazu auf, solche "vergessenen Katastrophen" in Krisenregionen wie im Kongo, Somalia oder Sudan stärker durch Spenden zu unterstützen. Gespendet werde jedoch vor allem bei Naturkatastrophen, wie das Erdbeben in Haiti gezeigt habe. Bislang seien dafür rund 15,6 Millionen Euro an Spenden eingegangen.

Dagegen seien im gesamten Jahr 2009, in dem es glücklicherweise kaum Naturkatastrophen gegeben habe, insgesamt rund 6,6 Millionen Euro an Spenden eingegangen. Diese waren damit knapp 28 Prozent niedriger als 2008 mit 9,2 Millionen. Mit Ausnahme der Stürme in den Philippinen und des Erdbebens in Indonesien habe es kaum medienwirksame Katastrophen gegeben. Die Ausgaben für Projektförderung beliefen sich 2009 auf 24,5 Millionen Euro, sechs Prozent weniger als 2008.

Astrid Nissen berichtete zu Haiti, dass schon mehr als 130 neue Häuser in Jacmel und Bainet fertig gestellt worden seien. Daneben werde Hilfe im medizinischen Bereich sowie im landwirtschaftlichen Sektor zur Ernährungssicherung geleistet. Vor wenigen Tagen sei der zweite Schutzbau im Falle von Sturm und Überflutung in Bainet eingeweiht worden. "Dies ist gerade jetzt wichtig in der Hurrikansaison, da noch viele Menschen in Zelten leben, die bei schweren Stürmen und Fluten nicht ausreichend Schutz bieten."

www.diakonie-katastrophenhilfe.de

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