pakistan_flagge_100Berlin (epo.de). - In Pakistan sind rund 14 Millionen Menschen von verheerenden Überschwemmungen betroffen. Die Reaktion der internationalen Gemeinschaft auf die Flutkatastrophe ist bislang allerdings sehr verhalten, kritisieren Hilfsorganisationen. Die bisher eingegangenen Hilfszusagen seien viel zu gering. Rein rechnerisch stünden jedem Flutopfer derzeit gerade einmal 3,20 US-Dollar zur Verfügung, erklärte Oxfam am Mittwoch in Berlin.

"Die zugesagte Katastrophenhilfe ist bei weitem zu gering", sagte Paul Bendix, Geschäftsführer von Oxfam Deutschland. "Die Menschen stehen vor dem Nichts und brauchen jetzt schnelle, ausreichende und zuverlässige Hilfe, sie müssen mit Trinkwasser, Nahrung und Notunterkünften versorgt werden."

Nach Angaben der Vereinten Nationen seien in den ersten zehn Tagen weniger als 45 Millionen US-Dollar für die internationale Katastrophenhilfe in Pakistan zur Verfügung gestellt worden, berichtete Oxfam. Weitere Zusagen habe es über 91 Millionen US-Dollar gegeben. "Damit stehen im Moment lediglich 3,20 US-Dollar pro Flutopfer zur Verfügung", so Bendix. "Das ist extrem viel weniger als bei vergleichbaren Krisen."

Nach dem Erdbeben in Haiti im Januar dieses Jahres, so rechnet Oxfam vor, standen nach derselben Zeit bereits 495 Dollar pro Kopf zur Verfügung. Auch bei anderen Katastrophen seie die Geber großzügiger gewesen: Nach dem Zyklon Nargis im Jahr 2008 in Myanmar hätten nach zehn Tagen immerhin 46 US-Dollar pro Person bereitgestanden; nach dem Erdbeben in Kaschmir 2005 seien es pro Kopf 70 US-Dollar gewesen.

"Bis heute haben nur fünf Geberländer - die USA, Australien, Großbritannien, Italien und Kuwait - mehr als fünf Millionen Dollar für die Katastrophehilfe in Pakistan zur Verfügung gestellt", klagte die Landesdirektorin von Oxfam in Pakistan, Neva Khan. Dabei sei die Lage der Flutopfer verzweifelt. "Ein Ende des Regens ist nicht in Sicht. Das Ausmaß der Katastrophe ist riesig! Die internationale Nothilfe muss dieses Ausmaß berücksichtigen und vor allem schnell bereit gestellt werden", so Khan.

Die Zahl der Betroffenen wird Oxfam zufolge voraussichtlich noch steigen, wenn die Überschwemmungen sich weiter nach Süden ausbreiten. Die Vereinten Nationen sprechen bereits von den schlimmsten Überflutungen aller Zeiten in Pakistan; es seien mehr Menschen betroffen als bei den Erdbeben in Haiti 2010 und Kaschmir 2005 sowie dem Tsunami insgesamt.

Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) erklärte am Mittwoch in Rom, es würden rund 5,7 Millionen US-Dollar Soforthilfe benötigt, um überlebendes Vieh mit Futter und Medikamenten zur Bekämpfung von Tierseuchen zu versorgen. "Mehr als 75 Prozent der Bevölkerung sind für ihr Überleben von der Landwirtschaft abhängig", erklärte die FAO. Die noch vorhandenen Viehbestände müssten jetzt dringend gerettet werden.

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) plant, bis zum 20. August zwei Millionen Menschen mit Ernährungshilfe zu erreichen. Die Organisation hat ihre Geber um 163 Millionen US-Dollar für Nahrungsmittel sowie logistische und telekommunikative Unterstützungsmassnahmen gebeten, um angemessen auf die Krise reagieren zu können.

"Die Bundesregierung muss ihre bisherigen Hilfszusagen von zwei Millionen Euro deutlich aufstocken", erklärt Thilo Hoppe, Sprecher für Welternährung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. "Gleichzeitig sind auch die Menschen in Deutschland gefragt, internationale und deutsche Hilfsorganisationen durch Spenden zu unterstützen."

www.oxfam.de
www.fao.org
www.gruene-bundestag.de

Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.