oenz_100Berlin (epo.de). - Das Ökumenische Netz Zentralafrika (ÖNZ) hat die Einrichtung einer unabhängigen Wahrheits- und Versöhnungs-Kommission für die zentralafrikanische Region gefordert. Dies müsse die Konsequenz eines bislang unveröffentlichten UN-Berichtes über Kriegsverbrechen in der Demokratischen Repubik Kongo von 1993 bis 2003 sein, erklärte die Organisation am Dienstag in Berlin. Der UN-Bericht beschreibe ein bislang undokumentiertes Ausmaß an Gewaltverbrechen an der Zivilbevölkerung im Kongo.

In den Jahren nach dem Völkermord in Ruanda 1994 und während des ersten und zweiten Kongolesischen Krieges hatten eine Vielzahl von kongolesischen Milizen, aber auch Armeen aus den Nachbarstaaten, blutige Kämpfe um die Macht und die reichen Bodenschätze geführt. "Millionen Zivilisten wurden zu Opfern brutaler Gewalt. Sie wurden ermordet, vergewaltigt, vertrieben oder versklavt", stellt das ÖNZ fest.

"Unabhängig von der heutigen Machtkonstellation in der Region muss nun aufgeklärt werden, welche Parteien damals an der Ermordung ungezählter Bewohner und Flüchtlinge beteiligt waren", sagte Ilona Auer-Frege, Koordinatorin des ÖNZ. "Für die Region kann es nur dann Frieden geben, wenn die Wahrheit ans Licht kommt und die Verantwortlichen für die Kriegsverbrechen, egal aus welchem Staat und mit welchem politischen Hintergrund, zur Verantwortung gezogen werden."

Die Verbrechen, die die Armee der ruandischen Regierung, aber auch die Hutu-Milizen FDLR, die innerkongolesischen Milizen und die Truppen aus Uganda, Angola, Simbabwe und Burundi begangen haben, müssten untersucht werden, fordert das ÖNZ. Nur so sei könne es gelingen, die Täter zur verurteilen, die Vergangenheit aufzuarbeiten und erste Ansätze zur Versöhnung zu ermöglichen.

Im einem vorab bekannt gewordenen Entwurf des UN-Berichtes wird Ruanda beschuldigt, das Morden im Kongo unterstützt zu haben. Er führt mehr als 600 Gräueltaten an unschuldigen Menschen auf und kommt zu dem Schluss, die Massaker an hunderttausenden Zivilisten könnten den Tatbestand des Völkermordes erfüllen. Für den Bericht hatten mehr als 20 UN-Inspekteure im Kongo recherchiert. Ruandas Präsident Paul Kagame wies die Anschuldigungen zurück und forderte eine Korrektur des Berichts.

Das ÖNZ ist ein Netzwerk der christlichen Hilfswerke in Deutschland für Frieden und Menschenrechte in Ruanda, Burundi und der DR Kongo. Mitglieder des ÖNZ sind unter anderen Misereor, Brot für die Welt, Pax Christi, die Diakonie und die Vereinte Evangelische Mission. Die Mitgliedsorganisationen unterstützen Projekte und Partnerorganisationen in Zentralafrika.

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