tulane_100Berlin (epo.de). - Trotz einer freiwilligen Selbstverpflichtung der Hersteller von Kakao und Schokolade, die schlimmsten Missstände im Produktionsprozess zu beseitigen, werden in Westafrika Kinder nach wie vor an Kakaofarmen verkauft und dort zu Kinderarbeit gezwungen. Das belegt ein neuer Bericht der US-amerikanischen Tulane-University. Nichtstaatliche Organisationen und Gewerkschaften in Europa fordern deshalb konkrete Maßnahmen der Süsswaren-Industrie.

Vor neun Jahren hatte die Kakao- und Schokoladenbranche mit dem Harkin-Engel-Protokoll eine freiwillige Selbstverpflichtung unterzeichnet und versprochen, den schlimmsten Formen von Kinderarbeit, Kinderhandel und Zwangsarbeit für Erwachsene auf den Kakaofarmen in der Elfenbeinküste und Ghana bis zum Jahr 2005 ein Ende zu setzen. Die US-amerikanische Universität Tulane wurde beauftragt, den Umsetzungsprozess mit Studien zu begleiten. Anfang Oktober ist nun der Abschlussbericht erschienen. Laut diesem Report werden heute immer noch Kinder aus Burkina Faso und Mali verkauft, um auf Kakaofarmen Ghanas und insbesondere der Elfenbeinküste zu arbeiten.

Alle der 600 nach dem Schneeballsystem interviewten Menschen aus Mali und Burkina Faso, die zuvor auf Kakaofarmen gearbeitet hatten, waren dem Bericht zufolge der schlimmsten Form von Kinderarbeit ausgesetzt. Die große Mehrheit von ihnen sei auf die Plantagen verkauft worden (63 % aus Mali, 75 % aus Burkina Faso).

Das sei allerdings nicht der einzige Indikator für den schleppenden Prozess der Kakao- und Schokoladenindustrie im Aufbau einer fairen und nachhaltigen Versorgungskette, so der Bericht. Denn viele Projekte der Kakao- und Schokoladenindustrie und ihrer Verbände konzentrierten sich auf Produktivitäts- bzw. Ertragssteigerung und die dazu nötige Weiterbildung der Bauern. Werde diese aber nicht flankiert von sozialen Programmen, sei eine Verbesserung der Situation der Kinder auf den Farmen nicht zu erwarten.

Zudem trügen die meisten dieser Programme nach neun Jahren immer noch den Status von Pilotprojekten. Laut Tulane-Bericht wurden bisher erst drei Prozent der ivorischen und 14 % der ghanaischen Gemeinden erreicht, in denen Kakao angepflanzt wird. In den Kakaoplantagen von Ländern wie Nigeria oder Kamerun sei die Situation noch bedenklicher. Damit sei es der Kakao- und Schokoladeindustrie nicht gelungen, einen unabhängig verifizierten Zertifizierungsprozess zu implementieren.

Eine europäische Koalition von Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften, darunter das SÜDWIND-Institut in Siegburg, fordert deshalb konkrete branchenübergreifende Maßnahmen von Seiten der Industrie. Neun Jahre nach dem Unterzeichnen des Harkin-Engel-Protokoll sei es überfällig, die gemachten Versprechen endlich einzulösen.

www.childlabor-payson.org
www.suedwind-institut.de

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