imf_wb_2010_150Hamburg (epo.de). - Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank veranstalten am Wochenende in Washington ihre Jahrestagung. Umweltschützer befürchten, dass dabei auch die Finanzierung der Palmöl-Industrie wieder ein Thema sein wird. Im vergangenen Jahr hatte die Weltbank nach Klagen gegen illegale Waldrodungen und die Vertreibung der indigenen Bevölkerung ein Moratorium für Palmöl-Kredite verhängen müssen.

Weltbankpräsident Robert Zoellick sah sich damals gezwungen, sämtliche Weltbankfinanzierungen für Palmöl auf unbestimmte Zeit auszusetzen. Vorausgegangen waren Klagen indonesischer Bauern und Umweltschützer gegen die Kredite für den weltweit größten Palmölproduzenten und –händler: Wilmar International Ltd., eine indonesisch-malaysisch-US-amerikanische Investment Holding mit Sitz in Singapur. Die Liste der Anklagepunkte gegen den Wilmar-Konzern, so die Umweltorganisation "Rettet den Regenwald", ist lang: Illegale Brandrodung, Rodung von Primärwald, Landraub und Vertreibung der indigenen Bevölkerung, Einschüchterung und Gewalt gegen die Menschen, die um ihr Land kämpfen.

"Wilmar und die Palmölindustrie vernichten den tropischen Regenwald, den Lebensraum der Orang-Utans; sie stehlen uns das Land, verseuchen unsere Flüsse und Seen mit Pestiziden und dem Giftmüll aus den Ölmühlen", erklärte Nordin, der Gründer der Menschenrechtsorganisation "Save our Borneo". "Außerdem bricht der Konzern indonesische Gesetze, indem er ohne Genehmigung und ohne Umweltverträglichkeitsprüfung abholzt."

Die Klagen der Umweltschützer wurden von einer bankeigenen Prüfungskommission (CAO) bestätigt und zwangen die Bank zum Handeln. Seit 1965, so Rettet den Regenwald, habe die Weltbank mehr als zwei Milliarden US-Dollar in über 45 Palmölprojekte rund um den Globus gesteckt. Gut die Hälfte der Gelder habe die Weltbank allein in Indonesien (787 Mio. USD) und Malaysia (383 Mio. USD) investiert. An den Wilmar-Konzern seien über vier Weltbank-Kredite insgesamt 146 Mio. US-Dollar geflossen – zum Bau von Palmölraffinerien und zum Kauf von Palmöl.

Das von der Weltbank 2009 beschlossene Moratorium hat weiteren Geldern für den Industriezweig erst einmal einen Riegel vorgeschoben, bis eine "umfassende Palmölstrategie" der Bank vorliegt. Doch statt der von Zoellick versprochenen Neuausrichtung ihrer Palmölpolitik plane die Weltbank weiterhin Bussiness as usual, so Rettet den Regenwald. Dabei sei die Palmölindustrie Hauptverursacher der Regenwaldrodungen in Südostasien.

Im September hatte ein Team von Rettet den Regenwald seine Partner-Organisationen in Sumatra und Kalimantan, dem indonesischen Teils Borneos, begleitet. Überall dort, wo Wilmar und seine zahlreichen Tochterfirmen agieren, seien ihnen Gewalt, Not und Verzweiflung begegnet, berichtete die Delegation.

"Bevor Wilmar in unser Dorf kam, waren wir sehr glücklich", erzählte Maryamah, eine Farmerin in der Provinz Jambi auf Sumatra. "Der Wald hat uns alles gegeben, was wir brauchten. Doch jetzt ist unser Lebensglück zerstört." Seit mehr als zwei Monaten habe die Familie kein Einkommen mehr, weil Maryamahs Mann im Gefängnis sitzt – zusammen mit 15 weiteren Bauern. Wilmar hatte sie verhaften lassen, weil sie Palmölfrüchte von einer Wilmar-Plantage gestohlen haben sollen. In Wahrheit gehöre dieses Land nach traditionellem Recht aber den Bauern; denn 2005 ließ der Konzern ohne Genehmigung 7200 Hektar ihres geschützten Waldes abholzen – den Urwald, von dem die Familien seit jeher lebten.

Ende August fand in Frankfurt das vorerst letzte Konsultationstreffen der Weltbank statt. "Der Leitlinienentwurf der Palmölstrategie der Weltbank ist eine Farce", erklärte Klaus Schenck, Wald-und Energiereferent des Vereins Rettet den Regenwald. "Darin werden zwar viele der Probleme aufgeführt, wie sie aber in Zukunft vermieden werden können, bleibt weitgehend unbeantwortet. Wir fordern deshalb, die Finanzierung der Palmölindustrie durch die Weltbank ein für alle Mal zu beenden."

www.worldbank.org
www.regenwald.org

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