haiti_erdbeben_haus_wv_150Berlin (epo.de). - Mit Erdbeben in Chile und Haiti und Überschwemmungen in Pakistan hat das Jahr 2010 überaus schwere Naturkatastrophen gebracht. Viele Menschenleben hätten gerettet werden können, wenn mehr in die Vorsorge vor Katastrophen investiert worden wäre, mahnen Hilfsorganisationen anlässlich des internationalen Tages der Katastrophenvorsorge am 13. Oktober. An die Adresse der deutschen Bundesregierung geht der Appell, Kürzungen bei der Humanitären Hilfe zurückzunehmen.

Die Bonner Hilfsorganisation CARE Deutschland-Luxemburg appellierte an die internationale Gemeinschaft, nicht erst im Katastrophenfall aktiv zu werden und großzügig Gelder bereit zu stellen, sondern die Entwicklungsländer darin zu unterstützen, sich auf Naturkatastrophen vorzubereiten. "Katastrophenvorsorge rettet Menschenleben. Dazu gehören erdbebensicheres Bauen, Frühwarnsysteme, Flucht- und Evakuierungspläne sowie verlässliche Informationen durch lokale Medien", sagte CARE-Hauptgeschäftsführer Anton Markmiller. "Jeder investierte Euro in Katastrophenvorsorge spart zwei bis sieben Euro an Nothilfe und Wiederaufbau nach dem Desaster."

Allein in Haiti starben im Jahr 2010 mehr als 230.000 Menschen durch das Erdbeben. "Eine tragische Bilanz, die man mit stabilerem Häuserbau hätte verhindern können", betonte Markmiller. Vergleiche man die Folgen in Haiti mit denen des ähnlich starken Erdbebens in Neuseeland im September, werde schnell deutlich, dass Präventionsmaßnahmen wie erdbebensichere Architektur Menschenleben rette. Markmiller warnte, der Trend zur stärkeren und häufigeren Katastrophen werde sich fortsetzen. Bevölkerungswachstum, Klimawandel, Verstädterung, wirtschaftliche Globalisierung seien Faktoren, die die Risiken für Katastrophen erhöhten.

Die Jahrhundertflut in Pakistan habe die Bedeutung der Vorsorge auf drastische Weise belegt, erklärte Caritas international, das Hilfswerk der deutschen Caritas. "Die Zahl der Todesopfer und die Sachschäden wären geringer gewesen, wenn die Katastrophenvorsorge in Pakistan ernster genommen worden wäre", sagte Oliver Müller, Leiter von Caritas international: "Entscheidend ist der Mensch, nicht das Geld. Mit Evakuierungsplänen, Frühwarnsystemen per Handy und Öffentlichkeitskampagnen lässt sich viel menschliches Leid verhindern, wie wir aus unseren Projekten in Indien und Bangladesch wissen."

Umso unverständlicher sei der Beschluss des Auswärtigen Amtes, den Haushaltstitel für Humanitäre Hilfe, aus dem auch Maßnahmen der Katastrophenvorsorge finanziert werden, drastisch zu kürzen. Die Gelder des Außenministeriums für Hilfsaktionen sollten um 20 Prozent von 96 auf 76,8 Millionen Euro reduziert werden. Die Auswirkungen wären weit reichend: "Für Katastrophenvorsorge wird kaum gespendet, deshalb ist das Engagement des Staates hier um so dringlicher", sagte Müller.

Das Hilfswerk der deutschen Caritas fordert, die Kürzungen bei der Humanitären Hilfe zurückzunehmen und gleichzeitig auf internationaler Ebene Programme zu entwickeln, die der steigenden Gefahr von Katastrophen entgegen wirken. "Die UN-Klimakonferenz in Cancún im kommenden November", sagt der Leiter von Caritas international, "könnte den Weg dahin ebnen - wenn sich die Staatsvertreter endlich auf einen verbindlichen Vertrag und eine finanzielle Ausgestaltung einigten."

In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die Zahl der Naturkatastrophen von ca. 200 auf mehr als 400 pro Jahr verdoppelt, so Caritas international. Je ärmer die Gesellschaften sind, desto anfälliger seien sie für Fluten, Wirbelstürme oder Dürren: Menschen in Entwicklungsländern seien 79 Mal häufiger Opfer von Naturkatastrophen als in den OECD-Staaten.

Foto: Zerstörtes Haus in Haiti © World Vision

www.care.de
www.caritas-international.de

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