OxfamBerlin/Edinburgh (epo). - Die internationale Hilfsorganisation Oxfam hat Behauptungen widersprochen, die Entwicklungsländer wären mit der Aufgabe überfordert, mehr Entwicklungshilfe aufzunehmen und für sinnvolle Projekte zur Bekämpfung der Armut einzusetzen. "Zu behaupten, die armen Länder könnten das Geld gar nicht aufnehmen, ist nur eine bequeme Ausrede für die G8-Regierungen", erklärte Oxfam-Mitarbeiter Max Lawson.

"Allen volkswirtschaftlichen Expertisen zum Trotz nutzen die reichen Länder jede erdenkliche Ausrede, um sich vor einer sofortigen Erhöhung ihrer Entwicklungshilfe für arme Länder zu drücken", erklärte Oxfam am Vorabend des G8 Gipfels in Gleneagles (Schottland). "Es geht hier um eine Frage der Gerechtigkeit - und Millionen Menschen auf der ganzen Welt wollen dies auch - aber ebenso fordern es die Entwicklungsexperten."

Oxfam verweist auf eine Reihe von Untersuchungen, die belegten, dass arme Länder in der Lage seien, sofort mehr Entwicklungshilfe aufzunehmen. Nach detaillierten Untersuchungen habe die Weltbank 2002 erklärt, dass arme Länder sofort in der Lage wären, 30 Milliarden US-Dollar mehr Entwicklungshilfe pro Jahr aufzunehmen und wirksam auszugeben, und dass diese Summe auf US$ 50 Mrd. im Jahr 2006 erhöht werden könnte.

Die Vereinten Nationen hätten in ihrem diesjährigen Bericht zur Vorbereitung des UN-Gipfels zur Überprüfung der Millenniumsziele im September - der sich auf detaillierte Analysen von 250 Experten weltweit stütze - sehr klar gemacht, dass arme Länder ab 2006 US$ 50 Mrd. mehr Entwicklungshilfe absorbieren können und dass diese Summe ab 2010 auf US$ 100 Mrd. jährlich wachsen könne.

Oxfam zitiert darüber hinaus einen von UNAIDS veröffentlichten Bericht, demzufolge arme Länder die Kapazität haben, im Jahr 2006 im Kampf gegen HIV/Aids US$ 15 Mrd. mehr in wirksamer Weise einsetzen zu können, und dass diese Aufnahmekapazität sich auf US$ 18 Mrd. im Jahr 2007 und US$ 22 Mrd. im Jahr 2008 vergrößern könnte.

"Die Experten belegen, dass das Geld ausgegeben werden kann; ohne die Mehrausgaben werden Millionen von Menschen sterben", sagte Max Lawson.

Bildung ist Oxfam zufolge ein weiteres Beispiel: Einige arme Länder hätten detaillierte, mit Einzelbudgets versehene Pläne für die unentgeltliche Grundschulbildung ihrer Kinder aufgestellt. In der 2002 als "Fast Track Initiative" beschlossenen Vereinbarung seien diese Pläne von den reichen Geberländern und der Weltbank akzeptiert worden, aber sie seien immer noch "hoffnungslos unterfinanziert".

Mosambik habe es nach der Beendigung des Bürgerkrieges 1992 geschafft, die Zahl der eingeschulten Kinder zu verdoppeln. Aber immer noch könnten eine Million Kinder keine Schule besuchen, und zur Umsetzung seiner Bildungspläne für 2006 fehlten Mosambik 200 Mio. Dollar.

 Oxfam


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