eedBerlin. - Im Vorfeld des Berliner Agrarminister-Gipfels am 22. Januar im Rahmen der "Internationalen Grünen Woche" haben der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) und EED-Partnerorganisationen die Fixierung der europäischen Agrarpolitik auf das exportorientierte Agrarbusiness kritisiert. Um Armut und Hunger zu bekämpfen müsse die Selbstversorgung der Entwicklungsländer gefördert werden, nicht der Agrarhandel, erklärten die Experten.

Beim Recht auf Nahrung seien sich alle einig, so der EED: Auch Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) wolle auf dem Agrarministergipfel dieses Menschenrecht sichern – allerdings durch Ausbau des Agrarhandels und der deutschen Agrarexporte auch nach Afrika. Eine Farce, findet Francisco Mari, EED-Agrarhandelsexperte. "Der weltweite Hunger wird so zum Geschäft." Wenn die EU etwas gegen Armut und Hunger in Afrika unternehmen wolle, müsse sie die Selbstversorgung der Länder fördern.

Angesichts der EU-Exportoffensiven funktioniere dies aber nur, wenn die Länder ihre Märkte schützen dürften. Die anhaltenden EU-Exporte von Fleisch, Weizen, Mehl, Milchpulver und Gemüse in die Länder Afrikas führten ansonsten gerade Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in die Armut. "Kohärente Entwicklungspolitik sieht anders aus", bilanziert Mari.

Auch Bernhard Njonga, Vorsitzender der EED-Partnerorganisation "Association Citoyenne de Défense des Intérêts Collectifs" (ACDIC) aus Kameruns Hauptstadt Yaoundé ist wütend. "Wir haben bewiesen, dass wir keine EU-Skandallebensmittel brauchen", sagt er. "Jetzt wollen wir uns auch aus der Abhängigkeit von Getreide, Milchpulver und Zwiebelimporten aus Europa lösen." Doch die EU zeige in der bisherigen Debatte um die Reform der gemeinsamen Agrarpolitik bislang keinerlei Absicht, ihre auf internationale Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtete Politik zu hinterfragen. Eine Unterstützung für eine verbesserte Selbstversorgung in Afrika sei nicht in Sicht. "Dabei könnten weniger europäische Agrarausfuhren gerade bei Getreide und Gemüse bis zu 100.000 Arbeitsplätze zusätzliche in der Landwirtschaft in Kamerun schaffen", so Njonga.

Doch es regt sich Widerstand auf dem Kontinent: In Kamerun habe ACDIC eine Koalition aus dutzenden Bauerngenossenschaften, lokalen Ernährungsbetrieben und Organisationen der Zivilgesellschaft geschmiedet, berichtet der EED. Ihr Ziel: "Null importiere Produkte auf unserer Landwirtschaftsmesse" in Ebolowa. Die größte zentralafrikanische Agrarmesse, die zeitgleich zur "Grünen Woche" stattfindet, solle nur Waren aus der Region anbieten.

Trotz heftigen Widerstandes von Nahrungsimporteuren aus Asien, Europa und den USA stimmte Kameruns Regierung dem Plan kürzlich zu, so der EED. So machten sich nun Bäuerinnen und Bauern aus dem ganzen Land auf, um in Ebolowa ihre regionalen Produkte zu präsentieren. ACDIC will dort zeigen, wie vielfältig und umfassend das lokale Nahrungsangebot ist. "Wenn die EU uns lässt, braucht die Welt sich keine Sorgen darüber zu machen, wer Afrika im Jahr 2050 ernährt", erklärt Bernhard Njonga. "Es werden afrikanische Bäuerinnen und Bauern sein."

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