usaid_food_aid_200Berlin. - In London haben am Montag Verhandlungen über eine neue Nahrungsmittelhilfe-Konvention begonnen, die ab 2012 gelten soll. Die Hilfsorganisation Oxfam fordert die Geberländer auf, in Zukunft eine zuverlässige, schnelle und angemessene Hilfe in Nahrungsmittelkrisen zu gewährleisten. "Die Konvention muss die Hilfe schnellstmöglich auf Geldleistungen und eine auf Ernährungssicherheit bezogene Unterstützung umstellen", sagte Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale. Auch die Welthungerhilfe fordert eine Reform.

Die Reform der Konvention müsse Hand in Hand gehen mit der Verbesserung der kleinbäuerlichen Produktion und den aktuell diskutierten Maßnahmen zur Bewältigung der Preisschwankungen auf den Weltagrarmärkten, so Oxfam. Bei der überwiegenden Zahl von Nahrungsmittelkrisen sei das Problem nicht, dass es keine Nahrungsmittel gebe, sondern dass Menschen nicht in der Lage wären, sich verfügbare Nahrungsmittel zu kaufen.

"Hungernde brauchen sofort Geld, um sich Nahrungsmittel kaufen zu können. Sie können nicht auf die nächste Schiffsladung mit Hilfslieferungen vom anderen Ende der Welt warten", erklärte Wiggerthale. Die Verschiffung von Nahrungsmitteln, insbesondere aus den USA und Japan, sei zu langsam und eine Verschwendung von Hilfsgeldern. "Unterm Strich kommt nach Abzug der Verschiffungs- und Beschaffungskosten nur 50 Prozent des Geldwertes der gesamten US-Nahrungsmittelhilfe im Empfängerland an", kritisierte Wiggerthale. Das jetzige System diene vor allem den Interessen des internationalen Agrobusiness und orientiere sich nicht an den Bedürfnissen der Hungernden.

Im Mittelpunkt der Nahrungsmittelhilfe dürfe nicht die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln stehen, sondern bestimmend müsse der humanitäre Bedarf sein, so Oxfam. "Die Konvention sollte den Schwerpunkt nicht auf die Menge der gelieferten Nahrungsmittel legen, sondern auf die Bedürfnisse und die Zahl der Menschen, die sich in Not befinden und auf Hilfe angewiesen sind", betonte Wiggerthale. Ein bedarfsgerechter Ansatz umfasse auch die Qualität der Nahrungsmittel und den Anspruch, die Menschen in die Lage zu versetzen, sich während und direkt nach einer Krise selbst zu ernähren. Um die Wirksamkeit der Nahrungsmittelhilfe zu überprüfen, sei zudem mehr Transparenz und eine verbesserte Rechenschaftspflicht erforderlich.

Die Welthungerhilfe fordert, dass sich die Mitgliedstaaten der Konvention dazu verpflichten, einen humanitären Mindestbedarf in bedürftigen Ländern abzudecken, so dass auch bei starken Preisschwankungen im Nahrungsmittelsektor ausreichende und vorhersehbare Hilfe für Krisenzeiten, aber auch für langfristige Hungerbekämpfung zur Verfügung steht. 

Bisher wurden die Leistungen der Geberländer an den Preis von Weizentonnen gekoppelt. Dies sei im Hinblick auf die aktuelle Situation nicht mehr haltbar.

Auf der anderen Seite dürften sich die neuen Beiträge in Zukunft nicht nur auf Geldsummen beschränken. 

"Es besteht die Gefahr, dass mit den starken Schwankungen bei den Nahrungsmittelpreisen schon im nächsten Monat für dieselbe Summe nicht mehr genügend Lebensmittel gekauft werden können. Wir fordern daher humanitäre Grundversorgung, eine direkte Anbindung der Konvention an andere international ausgerichtete Elemente der Hungerbekämpfung und die Stärkung des Prinzips der Hilfe zur Selbsthilfe", sagte Wolfgang Jamann, Generalsekretär der Welthungerhilfe.

Die Nahrungsmittel-Konvention wurde 1967 verabschiedet und 1999 zum letzten Mal neu verhandelt. Sie ist ein internationales Instrument von acht Gebern: Australien, Argentinien, Kanada, Europäische Union, Japan, Norwegen, Schweiz und USA. Gegenwärtig umfassen die Nahrungsmittelhilfe-Zusagen rund fünf Millionen Tonnen pro Jahr. Damit kann etwa 30 Millionen Menschen pro Jahr geholfen werden.

Foto: USAID

www.welthungerhilfe.de
www.oxfam.de