bfdwStuttgart. - "Brot für die Welt" warnt vor dem Hintergrund der Debatte um den Kraftstoff E10 davor, dass die hohen deutschen und europäischen Agrokraftstoff-Quoten den Welthandel mit Biomasse anheizen. Flächenkonkurrenz zum Anbau von Nahrungsmitteln gefährde die Ernährungsgrundlagen in armen Ländern, erklärte das evangelische Hilfswerk  am Dienstag in Stuttgart. Die Quote für die Beimischung von Agrosprit zum Benzin müsse deshalb überdacht werden.

"Die Bruchlandung bei der Einführung des E10-Treibstoffs muss als Gelegenheit genutzt werden, die Gesamtquote für die Beimischung zu hinterfragen", betonte Klaus Seitz, Leiter der Abteilung Politik und Kampagnen von "Brot für die Welt". Schon die heute festgesetzte Quote von 6,25 Prozent könne nur mit Importen aus Entwicklungsländern erreicht werden, die mit erheblichen sozialen und ökologischen Risiken behaftet seien, betonte Seitz.

Die hohen deutschen und europäischen Agrokraftstoff-Quoten heizen nach Ansicht von "Brot für die Welt" den Welthandel mit Biomasse an. Wie ein Flächenbrand dehnten sich diese Monokulturen in Afrika, Asien und Lateinamerika weiter aus. Sie verhinderten notwendige Agrarreformen, vertrieben bäuerliche Familien und raubten Indigenen die Lebensgrundlage. Dies gelte sowohl für den Anbau von Zuckerrohr für die Ethanolherstellung als auch für Sojabohnen und Ölpalmen für Biodiesel. Die neue Flächenkonkurrenz führe zu "land grabbing" durch Konzerne und gefährde die Ernährungssicherheit der Menschen, kritisierte das evangelische Hilfswerk.

Seit Herbst 2010 werden in evangelischen Kirchengemeinden Postkarten an die Bundesregierung unterschrieben. "Niemand will Hunger tanken", lautet die zentrale Forderung der Aktion von "Brot für die Welt". Die Nachhaltigkeitsverordnung der EU müsse nachgebessert werden, damit ausgeschlossen werden kann, dass in Folge der Nutzung von Ackerflächen für den Anbau von Energiepflanzen immer mehr Menschen Hunger leiden, heißt es weiter.

"Statt weiter über politische Maßnahmen zur Erfüllung politisch festgesetzter Beimischungsquoten zu diskutieren, sollte darüber nachgedacht werden, wie der immense und wachsende Energiehunger im Norden reduziert werden kann", forderte Seitz. Ein Umsteuern sei dringend notwendig, sonst werde die Menge an fossilen Treibstoffen nicht absolut gesenkt. Bei diesem "Business as usual"- Ansatz dienten Agrotreibstoffe nur dazu, den wachsenden Verbrauch abzufedern. Damit sei weder dem Klima genutzt, noch werde man den drängenden Problemen unserer Zeit, wie der Welternährung, der Beseitigung der Energiearmut in Entwicklungsländern, Klimaschutz und Erhalt der Artenvielfalt gerecht.

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