Aachen. - Misereor will seine Hilfe für Flüchtlinge in Liberia aufstocken. In dem westafrikanischen Land suchen inzwischen mehr als 80.000 Menschen Schutz, die vor den Kämpfen im Nachbarland Elfenbeinküste geflohen sind. "In vielen Dörfern hat sich die Zahl der Einwohner dadurch verdoppelt", berichtete Vincent Neussl, Länderreferent bei dem katholischen Hilfswerk, der sich zurzeit im Osten Liberias persönlich ein Bild von der Lage macht.
Auch wenn die Integration der Flüchtlinge derzeit erfreulich positiv verlaufe, befürchte er eine Zuspitzung der Lage in den kommenden Wochen, sagte der Misereor-Experte. Wegen der anhaltenden Gewalt in der Elfenbeinküste sei mit steigenden Flüchtlingszahlen zu rechnen. Dadurch könne es bald zu Engpässen etwa bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln kommen. Allein aus der Hauptstadt Abidjan sind nach UN-Schätzungen rund 300.000 Menschen geflohen. Die meisten Flüchtlinge in Liberia stammen allerdings aus Grenzregionen der Elfenbeinküste.
In Liberia komme ein Großteil der Flüchtlinge momentan in Familien unter, sagte Neussl. Auch seitens der katholischen Kirchengemeinden gebe es eine große Bereitschaft, sich der Menschen aus der Elfenbeinküste anzunehmen. Es fänden Gottesdienste statt, die von Flüchtlingen mitgestaltet werden. Sorgen bereitet Misereor die Situation der Flüchtlinge in Lagern, die nur in provisorisch aus Holzstangen und Plastikplanen errichteten Zelten leben können. Diese Zelte würden bei heftigem Regen vielfach zerstört, den Menschen fehle es oft an den nötigsten Alltagsgegenständen.
"Viele sind in Panik vor den Kämpfen geflohen und konnten außer ihrer am Leib getragenen Kleidung nichts mitnehmen", sagte Neussl. Nicht selten seien sie tagelang durch die Wälder geirrt und hätten dabei oft auch Angehörige aus den Augen verloren. Nun fehle es beispielsweise an dringend benötigten Decken, da die Nächte sehr kalt seien. Pro Familie gebe es in den Zelten meist nur eine Matte, einen Eimer und etwas Essen.
Um die Versorgung in den liberianischen Dörfern langfristig sicherzustellen, müssten die dortigen Menschen auch mit leistungsfähigeren landwirtschaftlichen Geräten ausgestattet werden, so Neussl. Misereor hat bereits Anfang Februar 25.000 Euro Soforthilfe für die Flüchtlinge aus der Elfenbeinküste bewilligt. Das Hilfswerk wird für seine Hilfe, die vor allem den in abgelegenen Dörfern der Diözese Man lebenden Flüchtlingen zugutekommen soll, weitere Gelder zur Verfügung stellen und bittet daher um Spenden.
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