fianKöln. - In Entwicklungsländern wird immer mehr Land für die Exportproduktion an private oder staatliche Investoren übertragen. Seit 2009 seien durch das sogenannte "land grabbing" 80 Millionen Hektar Ackerland an rund 1.200 Investoren transferiert worden, berichtete jetzt die Menschenrechts-Organisation FIAN. Eine der wichtigsten Ursachen der Landnahmen ist die Herstellung von Agrosprit.

Im Durchschnitt seien bei den Landnahmen seit 2009 65.000 Hektar pro Agrarprojekt übertragen worden, erklärte FIAN. Die Agrarfläche Deutschlands beträgt etwa 17 Millionen Hektar. "44 Prozent der Landdeals werden für die Produktion von Agrartreibstoffen getätigt", so FIAN. "Desweiteren produzieren zahlreiche Projekte Nahrungsmittel für die Supermärkte wohlhabender Staaten, da dort die Gewinne am höchsten sind."

Mehr als 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten sich vom 6. bis 8. April an der University of Sussex bei der bislang größten Konferenz zum land grabbing mit der Thematik befasst und aktuelle Forschungen aus 50 Ländern diskutiert und ausgewertet. Sie kamen FIAN zufolge zu dem Ergebnis, der globale Landhunger privater und staatlicher Investoren habe für Mensch und Natur gewaltige und unumkehrbare negative Auswirkungen. Demnach sind die Landnahmen begleitet von umfassenden Menschenrechtsverletzungen. Auch bei genauerem Hinsehen habe keine Investition gefunden werden können, die für die lokale Bevölkerung nachhaltig positive Folgen hatte.

"Die Investitionen werden dort getätigt, wo viel gehungert wird. Mit Ernährungssicherung oder Armutsbekämpfung hat dies jedoch nichts zu tun", erklärte Roman Herre, Agrarreferent bei FIAN. "Im Gegenteil werden die Armen so ihres letzten Gutes beraubt – dem Land, von dem sie leben." Das Thema Ernährungssicherung diene einzig dazu, die Investitionen zu legitimieren. Vor Ort entbehre es jeder Grundlage.

Mindestens 150 Landdeals wurden durch westeuropäische Firmen getätigt. Daher wurde bei der Konferenz in Sussex die Initiative der niederländischen und der Schweizer Regierung begrüßt, die Investoren aus dem eigenen Land zu katalogisieren. "Die Bundesregierung sollte sich dieser Initiative anschließen", sagte Herre. "Dies wäre ein erster Schritt, um sicherzustellen, dass deutsche Investoren nicht zur Verletzung des Rechts auf Nahrung im Ausland beitragen."

www.fian.de

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