oxfamBerlin. - Oxfam hat der deutschen Bundesregierung vorgeworfen, sie habe beim Biosprit auf ganzer Linie versagt. "Wider besseren Wissens hält Bundeskanzlerin Merkel an der unsinnigen Biosprit-Politik fest", sagte Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale am Mittwoch in Berlin. Da immer mehr Getreide für Biodiesel und Bioethanol angebaut werde, verknappe sich das Angebot an Grundnahrungsmitteln. Die Lage auf den Weltgetreidemärkten sei deshalb sehr angespannt und die Preise seien stark gestiegen.

Grundnahrungsmittel würden für immer mehr Menschen in armen Ländern unbezahlbar, sagte  Wiggerthale. "Biosprit ist offensichtlich ein Preistreiber bei Grundnahrungsmitteln."

Im Jahr 2010 sei, trotz hoher EU-Einfuhrzölle, der Import von Bioethanol aus den USA sprunghaft auf 151 Mio. Liter angestiegen, berichtete Oxfam. Ein Schlupfloch bei den Einfuhrzöllen mache dies möglich. Verschwenderische 40 Prozent der US-amerikanischen Maisproduktion würden für die Produktion von Bioethanol eingesetzt. Die Lagerbestände bei Mais seien dadurch drastisch zurückgegangen. Der Weltmarktpreis für Mais habe ein neues Rekordhoch erreicht und liege über dem bisherigen Höchstwert im Juni 2008. "Finanzspekulation und die Biokraftstoffpolitik sind für die hohen Maispreise verantwortlich", so Wiggerthale. Höhere Maispreise in Zentral- und Südamerika seien die Folge. In Mexiko schlage sich dies in höheren Tortilla-Preisen nieder.

Analysen belegen laut Oxfam, dass die Nachfrage nach Biodiesel einen großen Einfluss auf die Nachfrage und die Preise von pflanzlichen Ölen hat. Mittlerweile habe der Non-Food Bereich bei pflanzlichen Ölen einen Anteil von 20 Prozent. "Seit Mitte 2010 war daher die Steigerung der Weltmarktpreise am zweitstärksten bei pflanzlichen Ölen", so Wiggerthale. Den pflanzlichen Ölen komme aber als Grundnahrungsmittel eine große Bedeutung für die Ernährungssicherung zu.

Die Bundesregierung befinde sich mit ihrer Biosprit-Politik auf dem Holzweg, warnte Wiggerthale. Die angespannte Lage auf den Weltagrarmärkten fordere eine schnelle Abkehr von der Beimischungsquote und eine Zurücknahme der staatlichen Förderung. "Wenn die Bundesregierung an der unverantwortlichen Biospritpolitik festhält, treibt sie die Preise für Grundnahrungsmittel in die Höhe und nimmt eine Verschärfung der Hungersituation billigend in Kauf", erklärte Wiggerthale. Zudem seien die positiven Beiträge des Biosprit für den Klimaschutz sehr umstritten.

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