oxfamBerlin. - Die internationale Agrarpolitik muss sich wieder stärker darauf ausrichten, Reserven an Nahrungsmitteln anzulegen. Eine neue Studie belege, dass im Jahr 2007/08 eine globale Getreidereserve von nur 105 Millionen Tonnen gereicht hätte, eine Nahrungsmittelkrise verhindern zu helfen, erklärte die Hilfsorganisation Oxfam anlässlich des Treffens der G20-Agrarminister am 22. und 23. Juni in Paris.

"Nahrungsmittelreserven sind in den letzten zwanzig Jahren in den Hintergrund getreten, dabei können sie eine entscheidende Rolle bei der Ernährungssicherung spielen", erklärte Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale. In der Vergangenheit seien sie wegen des schlechten Managements in Verruf geraten. Dies spreche aber nicht grundsätzlich gegen diese Politik, sondern für eine bessere Umsetzung und Steuerung.

Einer neuen Untersuchung von Oxfam zufolge hätte im Jahr 2007/08 eine globale Getreidereserve von nur 105 Millionen Tonnen ausgereicht, eine Nahrungsmittelkrise verhindern zu helfen. Die Investitionen hätten sich auf 1,5 Milliarden US-Dollar belaufen - zehn US-Dollar für jeden der 150 Millionen Menschen, die aufgrund hoher Nahrungsmittelpreise in den Hunger getrieben wurden.

"Nahrungsmittelreserven sind nicht per se teuer und ineffektiv", sagte Wiggerthale. Es gebe smarte Ansätze, die Entwicklungsländer als Teil eines Mix von Politiken verfolgen könnten, um Preissteigerungen zu begrenzen. "Die G20-Länder und internationalen Organisationen sollten anfangen, sich vorurteilsfrei damit auseinanderzusetzen", forderte Wiggerthale. Angesichts prognostizierter andauernd hoher Nahrungsmittelpreise bis mindestens 2020 müssten alle Optionen ernsthaft geprüft werden, um einen Anstieg des Hungers zu vermeiden.

Die Regierungen der Welt propagierten weiterhin Marktintegration, obwohl hierdurch wichtige Ansätze wie Nahrungsmittelreserven abgeschafft würden, so Oxfam. "Für Menschen ohne Kaufkraft bietet der Markt keine bezahlbaren Nahrungsmittel", kritisierte Wiggerthale. Wenn Agrosprit-Hersteller und reichere Verbraucher bereit seien, höhere Preise für Getreide bzw. Nahrungsmittel zu zahlen, seien arme Menschen ohne Kaufkraft von Hunger bedroht. Mit klug eingesetzten und gut bewirtschafteten Nahrungsmittelreserven blieben hingegen Lebensmittel bezahlbar, könnten die Produktivität gesteigert und Devisenausgaben für Nahrungsmittelimporte reduziert werden.

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