caritasBerlin. - Der langfristige Strukturaufbau in den Ländern des Südens und legale Wege der Zuwanderung nach Europa müssen stärker miteinander verknüpft werden. "Ließe Europa mehr Zuwanderung zu, müssten weniger Menschen ihr Leben auf gefährlichen Überfahrten riskieren. Es wäre aber auch ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung der Heimatländer der Migranten", sagte der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Peter Neher, bei der Vorstellung des Jahresberichtes von Caritas international am Mittwoch in Berlin.

Neher verwies darauf, die Zuwanderung könne durch die Rücküberweisungen der Migranten, die sich im vergangenen Jahr auf 325 Milliarden US-Dollar beliefen, zu mehr Entwicklung in den Heimatländern führen. Kritisch äußerte sich der Caritas-Präsident zur Abschottungspolitik der Europäischen Union: "Besorgt sollten wir nicht sein, weil Menschen zu uns kommen wollen. Besorgt sollten wir sein, weil Menschen im Mittelmeer sterben."

Nicht Europa nehme den Großteil der Flüchtlinge und Migranten auf, sondern "bettelarme Staaten in Afrika", betonte Neher. Hier sei eine gerechtere Verteilung der Lasten notwendig; 80 Prozent aller Flüchtlinge weltweit würden von Entwicklungsländern aufgenommen.

Ein stärkeres Engagement für vergessene Katastrophen mahnte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, an. Die internationale Aufmerksamkeit konzentriere sich immer stärker auf einige wenige, spektakuläre Naturkatastrophen. Darüber gerieten jedoch strukturelle Krisen wie die Hungerkatastrophe in Niger und selbst die größte Naturkatastrophe des vergangenen Jahres, die Flut in China, in Vergessenheit. Beide Katastrophen zählten zu den fünf schwersten humanitären Krisen des vergangenen Jahres, hätten aber kaum internationale Aufmerksamkeit gefunden.

Für Hilfsprojekte wurden Caritas international im Jahr 2010 86,69 Millionen Euro anvertraut; 43,46 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor. 49,5 Millionen Euro der Gesamtsumme stammen von privaten Spendern, 32,91 Millionen Euro von öffentlichen und kirchlichen Geldgebern. Die Spendeneinnahmen konnten um 38,32 Millionen Euro gesteigert werden. Die Verwaltungskosten lagen nach Angaben der Caritas im Jahr 2010 bei 7,7 Prozent. Es wurden 802 Hilfsprojekte in 83 Ländern gefördert.

Caritas international ist das Hilfswerk der deutschen Caritas und gehört zum weltweiten Netzwerk der Caritas mit 165 nationalen Mitgliedsverbänden.

www.caritas-international.de

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