somalia_lage_150Duisburg. - Kirchliche Hilfswerke haben ihre humanitäre Hilfe für die von der Hungersnot bedrohten Menschen in Somalia beträchtlich erhöht. Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas international stellten am Dienstag zusätzlich 600.000 Euro bereit, um rund 15.000 hungernde Menschen in ländlichen Gebieten mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln zu versorgen. Die Kindernothilfe stockte ihre Unterstützung für die Notleidenden am Horn von Afrika um 300.000 Euro auf. Der grüne Entwicklungspolitiker Thilo Hoppe kritisierte unterdessen die "Kleckerbeträge" der Ostafrika-Hilfen der Bundesregierung.

Das evangelische Hilfswerk Diakonie Katastrophenhilfe hat für die Soforthilfe 400.000 Euro bereitgestellt und das katholische Hilfswerk Caritas international 200.000 Euro. Außerdem starten die beiden kirchlichen Hilfsorganisationen am Rande von Mogadischu ein Brunnenprojekt, für das sie insgesamt 280.000 Euro zur Verfügung gestellt haben. Damit werden Tiefbrunnen zur Versorgung von Flüchtlingen gebohrt.

Gemeinsam mit dem lokalen Partner International Aid Services (IAS) richtet die Kindernothilfe in Mogadischu Schutzzentren für Flüchtlingskinder ein und installiert Wassertanks an zehn Notschulen. Täglich fliehen mehr als 1.000 Menschen vor Dürre und Hunger in die Hauptstadt Somalias oder direkt in die Nachbarländer.

"Unser Ziel ist es, Kinder und ihre Familien mit Hilfsmaßnahmen zu erreichen, bevor sie sich auf diese kräfteraubenden und lebensbedrohenden Fußmärsche machen", erklärte Jürgen Thiesbonenkamp, Vorstandsvorsitzender der Kindernothilfe. Bislang seien durch die politisch instabile Lage im Süden Somalias kaum Hilfslieferungen an die Bevölkerung möglich gewesen. Das ändere sich nun aufgrund der dramatischen Situation. "Mit IAS haben wir einen erfahrenen Partner, der schon seit 20 Jahren unter den schwierigen Bedingungen in Somalia tätig ist", sagte Thiesbonenkamp. Die Kindernothilfe bittet weiterhin um Spenden.

Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag kritisierte unterdessen die Ostafrika-Hilfe der Bundesregierung: "Am Horn von Afrika ereignet sich zurzeit eine der schlimmsten Hungerkatastrophen der letzten 60 Jahre", erklärte der Sprecher für Welternährung, Thilo Hoppe. "Doch statt auf diese enorme Herausforderung angemessen zu reagieren, speist die Bundesregierung das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen sowie andere Hilfswerke mit Kleckerbeträgen ab. Während Großbritannien bereits rund 60 Millionen Euro zur Bewältigung der aktuellen Hungerkatastrophe in Somalia und den benachbarten Regionen zur Verfügung gestellt hat, blamiert sich Deutschland mit sechs Millionen Euro. Selbst das immer noch unter den Folgen des Tsunami leidende Japan zeigt sich großzügiger und solidarischer als die Bundesregierung."

Der britische Entwicklungsminister Andrew Mitchell, der sich ein eigenes Bild vor Ort gemacht habe, spreche von "peinlichen Beträgen" einiger reicher europäischer Staaten. "Es ist richtig, dass Westerwelle und Niebel die deutsche Bevölkerung zu Spenden für die Hungernden in Ostafrika aufrufen", erklärte Hoppe. "Aber auch die Bundesregierung muss mit gutem Beispiel vorangehen und weitaus mehr Geld bereit stellen als bisher."

Neben einer Erhöhung der Soforthilfe sei es wichtig, die Ursachen der Hungerkatastrophe anzugehen, sagte Hoppe. Die Entwicklungsminister der EU sollten dabei in Kooperation mit der Afrikanischen Union und den Vereinten Nationen einen Strategieplan für das Horn von Afrika erarbeiten, der den Schutz der dort lebenden Menschen vor Hunger und Gewalt zum Ziel hat.