duerre_150Berlin. - UN-Organisationen und Hilfswerke haben ihre Bemühungen verstärkt, die notleidenden Menschen in den Dürregebieten Ostafrikas mit Wasser und Nahrungsmitteln zu unterstützen. Das UN World Food Programme (WFP) versorgt derzeit 1,5 Millionen Menschen in Somalia und will weitere 2,2 Millionen im bislang unzugänglichen Süden des Landes erreichen. "Für die Menschen hier in Somalia geht es um Leben und Tod", sagte WFP-Exekutivdirektorin Josette Sheeran in der somalischen Hauptstadt Mogadischu.

Das Welternährungsprogramm werde in wenigen Tagen eine Luftbrücke nach Mogadischu bauen, um lebensrettende, mit Nährstoffen angereicherte Nahrungsmittel zu unterernährten Kindern zu bringen, kündigte Sheeran an. Das WFP untersuche derzeit verschiedene Möglichkeiten, wie lebensrettende Hilfsgüter zu den Menschen in den von Hungersnot betroffenen Regionen im Süden Somalias gebracht werden können.

"Die Menschen in Südsomalia sind zu krank und schwach, um sich selbst Nahrungsmittel zu beschaffen, also müssen wir die Nahrung zu ihnen bringen", sagte Sheeran. "WFP wird eine Reihe von neuen Land- und Luftwegen einrichten, um in das Innerste der von Hungersnot betroffenen Region zu gelangen und dort sichere Arbeitsbedingungen für die humanitären Helfer zu schaffen."

Insgesamt mehr als zwei Millionen Euro hat die Diakonie Katastrophenhilfe bisher für die Opfer der schweren Dürre in Ostafrika bereitgestellt. Nach Einschätzung der Direktorin des evangelischen Hilfswerks, Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel, ist es "dringend notwendig, die Hilfe so stark wie nur möglich zu intensivieren. Wir rufen deshalb zu Spenden und damit zur Unterstützung für die Dürreopfer auf", sagte sie am Freitag in Stuttgart. Die Helfer vor Ort seien besorgt, dass sonst das Sterben am Horn von Afrika dramatisch zunimmt. Die Diakonie Katastrophenhilfe hilft gegenwärtig rund 200.000 Menschen in Ostafrika.

Das Hilfswerk stellt für mehr als 40.000 Menschen Trinkwasser bereit, verteilt Plastikplanen und Moskitonetze, baut Latrinen und installiert Wassertanks. Das Außenministerium Deutschlands unterstützt das Projekt. Aus eigenen Mitteln hat die Diakonie Katastrophenhilfe bisher über 700.000 Euro für Somalia und das Lager Dadaab an der Grenze zu Kenia bereit gestellt.

"Eine Hungersnot entsteht nicht von einem Tag auf den anderen. Die Menschen in Ostafrika leiden seit langem an ausbleibenden Regenzeiten. Sie haben kein Saatgut und keine Tiere mehr. Jetzt droht ihnen der Hungertod", betonte Füllkrug-Weitzel. "Wir müssen jetzt durch schnelle und umfangreiche Hilfe ein dramatisches Sterben verhindern. Die größte Katastrophe ist das Wegschauen!", mahnte sie.

Die Kindernothilfe erhöhte ihre Soforthilfe auf eine halbe Million Euro. Sie weitet die Hilfsmaßnahmen in Somalia und Äthiopien weiter aus. In erster Linie gehe es darum, die Flüchtlingsströme aus Somalia zu stoppen. In Mogadischu erreicht die Kindernothilfe zusammen mit dem lokalen Partner bereits 3.000 Kinder und ihre Familien und versorgt sie mit Wasser und Nahrung.

 Darüber hinaus kümmert sich die Kindernothilfe mit dem Ärzteteam von Humedica um die medizinische Versorgung der ankommenden Flüchtlinge in den Auffanglagern von Dolo Ado mit 120.000 Menschen.



"Die Situation für tausende Kinder am Horn von Afrika ist weiterhin katastrophal", berichtete Dietmar Roller, Kindernothilfe-Koordinator, von der äthiopisch-somalischen Grenze. Immer noch strömten täglich Kinder mit ihren Familien nach bis zu 200 Kilometer langen Fußmärschen in die überfüllten Auffanglager in Dolo Ado. "Sie sind stark unterernährt und viele von ihnen traumatisiert", so Roller. "Wir planen den Aufbau von Kinderzentren, in denen die Mädchen und Jungen ernährt und psychologisch betreut werden. Wenn sie in den Camps ankommen, haben sie eine Katastrophe überlebt. Wir müssen sie vor einer weiteren schützen."

Die Christoffel-Blindenmission (CBM) kümmert sich inbesondere um behinderte Menschen in der Katastrophenregion. In Kenia sollen in den nächsten drei Monaten durch die CBM und ihre lokalen Partner rund 150.000 Menschen regelmäßig Trinkwasser und Lebensmittel erhalten. Weitere Hilfsmaßnahmen sind geplant.

"Neben der großen Dürre hat das drastische Ansteigen der lokalen Lebensmittelpreise die Krise zusätzlich verschärft", berichtete die Regionalbeauftragte der CBM, Anita Smeets. "Hinzu kommen viele Hungerflüchtlinge aus benachbarten Ländern. Menschen mit Behinderungen sind die ersten, die vergessen werden und die letzten, die Hilfe erhalten."

Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" sagte am Freitag für die von der Hungerkatastrophe betroffenen Kinder in Ostafrika Hilfen in einer Gesamthöhe von 500.000 Euro zu. Unterstützt werden zunächst fünf langjährige Projektpartner des Kinderhilfswerks in Somalia, Äthiopien und Kenia, die einheimische Familien und Flüchtlinge aus den Dürregebieten versorgen. Dringend benötigt werden Mais, Bohnen, Öl und Zusatznahrung.