drkongoBerlin. - Die Lage der Zivilbevölkerung im Osten der Demokratischen Republik Kongo hat sich weiter verschlechtert. Die Menschen leben in ständiger Angst vor Übergriffen der Milizen der Lord's Resistance Army (LRA). Das geht aus einer aktuellen Oxfam-Umfrage hervor, bei der mehr als 1.700 Personen aus Dörfern in den Provinzen Nord-Kivu, Süd-Kivu und Orientale befragt wurden. Erstmals wurden auch Dorfgemeinschaften im Nordosten des Landes interviewt, wo die LRA operiert.

"Es ist äußerst besorgniserregend, wie schutzlos die Bevölkerung den Angriffen der LRA ausgeliefert ist", sagte Oxfam-Landesdirektorin Pauline Ballaman. "Zwar handelt es sich um eine zahlenmäßig kleine bewaffnete Gruppe. Aber weil das Gebiet, in dem sie operieren, so weitläufig und marginalisiert ist, kann die LRA dort riesigen Schaden anrichten."

Allein im Juli 2011 gab es Oxfam zufolge in der DR Kongo 53 LRA-Angriffe mit 26 Todesopfern und 23 Entführungen, zehn davon Kinder. In der ersten Jahreshälfte 2011 gab es insgesamt 158 Angriffe, eine Steigerung von 53 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mehr als 45.000 Menschen mussten bisher vor LRA-Angriffen fliehen.

Eine befragte Person aus der Region Haut-Uélé in der Provinz Orientale berichtete Oxfam: "Unsere Zukunft ist düster. Wir haben ständig Angst. Die LRA tötet uns und brennt unsere Häuser nieder. Wir haben seit einer Woche eine Familie aufgenommen, die aus Doruma geflohen ist, weil die LRA dort Tag und Nacht Leute entführt. Aber auch hier sind wir nicht sicher."

Viele Bewohner der betroffenen Region gaben an, sich von der kongolesischen Regierung und von den Vereinten Nationen im Stich gelassen zu fühlen. Sieben von neun befragten Dorfgemeinschaften kritisierten, dass die vor Ort stationierten UN-Blauhelme nicht genügend Patrouillen durchführten, um die Menschen auf dem Weg zum Feld oder zum nächstgelegenen Markt vor LRA-Angriffen zu schützen. Gegenwärtig sind nur rund fünf Prozent der Blauhelme im LRA-Gebiet stationiert. Gleichzeitig gehen aber rund 20 Prozent aller Vertreibungen in der DR Kongo zurzeit auf das Konto der LRA.

Die Befragten fordern Oxfam zufolge, dass die im LRA-Gebiet stationierten kongolesischen Regierungssoldaten regelmäßig bezahlt werden. Häufig erhielten die Soldaten monatelang keinen Sold und nähmen der Bevölkerung illegal Steuern und Wegezölle ab.

Nach Ansicht von Oxfam müssten zur schnellen Verbesserung der Sicherheitslage mehr Blauhelmsoldaten im LRA-Gebiet stationiert werden. Ferner müsse bei der aktuellen Armeereform in der DR Kongo der Sicherheit der Bevölkerung absolute Priorität eingeräumt werden. Die regelmäßige Bezahlung von Armeeangehörigen sei hierfür unerlässlich. Ferner sollte die internationale Gemeinschaft verstärkt in den Ausbau von Mobilfunknetzen und Verkehrswegen im betroffenen Gebiet investieren.

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