cbgDüsseldorf. - Der BAYER-Konzern hat angekündigt, die Pestizide der höchsten Gefahrenklasse vom Markt zu nehmen. Bis Ende 2012 soll der Verkauf aller Wirkstoffe der WHO-Klasse 1 auslaufen. Umweltschützer und Konzern-Kritiker, die den Einsatz gefährlicher Pestizide vor allem in Entwicklungsländern seit Jahren kritisieren, begrüßten den Verkaufs-Stopp. Er komme jedoch viel zu spät, erklärte die Coordination gegen BAYER-Gefahren am Freitag.

"Der angekündigte Verkaufs-Stopp ist ein großer Erfolg für Umweltverbände und Landarbeiter-Organisationen in aller Welt, die seit Jahrzehnten gegen den Einsatz tödlicher Pestizide kämpfen", sagte Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG). "Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die BAYER AG ihr ursprüngliches Versprechen, die Wirkstoffe der obersten Gefahrenklasse bis zum Jahr 2000 vom Markt zu nehmen, gebrochen hat. Viele Menschenleben hätten in der Zwischenzeit gerettet werden können!".

Die CBG hatte einen Offenen Brief an den BAYER-Vorstand geschrieben, der von 200 Organisationen aus 40 Ländern unterstützt wurde. Mehrfach forderten Aktivisten in der Hauptversammlung des Konzerns einen Verkaufs-Stopp für alle Klasse 1-Pestizide.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt die Zahl der jährlichen Pestizidvergiftungen auf drei bis 25 Millionen. Mindestens 40.000 Fälle pro Jahr verlaufen tödlich, bei einer hohen Dunkelziffer. Wirkstoffe der obersten Gefahrenklasse trügen zu einem Großteil der Gesundheitsschäden bei, so die CBG. Rund 99 Prozent aller Pestizid-Vergiftungen treten in den Ländern des Südens auf.

Mit einem Weltmarktanteil von rund 20 Prozent sei die Firma BAYER CROPSCIENCE der zweitgrößte Pestizidhersteller der Welt, erklärte die CBG. Erst nach jahrzehntelangen Kampagnen habe die Firma eingeräumt, dass "der sachgerechte Umgang mit Pflanzenschutzmitteln unter bestimmten Bedingungen in einigen Ländern der Dritten Welt nicht immer gewährleistet ist".

In seinem Geschäftsbericht von 1995 hatte der Konzern der CBG zufolge angekündigt: "Mit einem Drei-Punkte-Programm haben wir uns hinsichtlich Forschung, Entwicklung und Vertrieb der Pflanzenschutz-Produkte klare Ziele für die kommenden fünf Jahre gesetzt, um wichtige Aspekte wie Umweltschutz und Produktsicherheit noch weiter voranzubringen. So werden wir die eingesetzte Produktmenge je Anwendung noch weiter reduzieren und Produkte der WHO - Toxizitätsklasse 1 schrittweise durch Präparate mit geringerer Giftigkeit ersetzen." Dennoch seien nach dem Jahr 2000 Klasse 1-Wirkstoffe wie Thiodicarb, Disulfoton, Triazophos, Fenamiphos und Methamidophos im Portfolio von BAYER geblieben.

Die CBG fordert zudem einen weltweiten Verkaufs-Stopp des Herbizids Glufosinat ("Liberty"). Der Wirkstoff sei als reproduktionstoxisch klassifiziert und verursache Missbildungen bei Föten. Glufosinat gehöre zur Gruppe von 22 Pestiziden, die nach der neuen EU-Pestizidgesetzgebung vom Markt verschwinden sollen. Erst vor wenigen Wochen habe der Konzern auf den Verkauf in Deutschland verzichtet. Vor zwei Jahren habe BAYER in Hürth bei Köln aber eine neue Glufosinat-Produktionsanlage eingeweiht, um den Export in Länder außerhalb der EU zu forcieren - nach Ansicht der CBG ein "klassischer Fall doppelter Standards".

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