gfbvGöttingen. - Alle Konfliktparteien im Bürgerkrieg in Somalia ignorieren das Leid der hungernden Zivilbevölkerung und verletzen systematisch humanitäres Völkerrecht. Diesen Vorwurf hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Montag sowohl gegen die radikal-islamische Al Shabaab-Miliz als auch gegen die von der Europäischen Union unterstützte Übergangsregierung  (TFG) Somalias und die mit ihr verbündete Ahlu Sunna-Miliz erhoben.

GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius sagte in Göttingen: "Beide Seiten verwehren Helfern den Zugang zur Not leidenden Zivilbevölkerung und setzen ungeachtet der eskalierenden Hungersnot auf eine Ausweitung der Kämpfe. Damit nehmen sie bewusst den Tod von mehreren hunderttausend Menschen in Kauf. Das ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit."

Die Ahlu Sunna-Miliz habe am vergangenen Wochenende den totalen Krieg gegen die Rebellenbewegung ausgerufen, berichtete die GfbV. Jeder werde getötet, der Kontakte zu Al Shabaab habe, habe der Vorsitzende des Exekutivkomitees der Bewegung in Zentralsomalia, Sheikh Mohamed Yusuf Hefow, erklärt. Auch die TFG setze trotz der Ausweitung der Hungersnot weiter auf Krieg. Schon im Juli und August habe sie rücksichtslos mit immer neuen Militäroffensiven versucht, Al Shabaab militärisch zu zerschlagen. Dass dies die Lage der in die umkämpfte Hauptstadt strömenden Hungernden dramatisch verschlimmerte, sei der Übergangsregierung offensichtlich gleichgültig gewesen.

Regierungssoldaten hinderten der GfbV zufolge am vergangenen Dienstag und Donnerstag Helfer aus Somalia und der Türkei daran, Notleidende in Gebieten zu versorgen, die von den Rebellen kontrolliert werden. Der Schutz der Mitarbeiter der Hilfsorganisationen könne nicht gewährleistet werden, verlautbarten die Behörden. Die TFG hatte im August 2011 verlangt, dass ausländische Helfer bei ihren Einsätzen von Regierungssoldaten begleitet werden. "Eine absurde Forderung, die die Neutralität, Arbeit und Sicherheit der Helfer gefährdet. Denn keine Rebellenbewegung würde unter diesen Bedingungen eine humanitäre Versorgung der Zivilbevölkerung gestatten", sagte Delius.

Auch Al Shabaab verwehre in den von ihr kontrollierten Gebieten humanitären Helfern immer wieder Zugang zu Notleidenden. Darüber hinaus plünderten und beschlagnahmten Rebellen wahllos Nahrungsmittelvorräte von Bauern, die dringend für die Versorgung der Zivilbevölkerung benötigt würden. Mit willkürlichen Drohungen, Einschüchterungen und drakonischen Strafen verbreite Al Shabaab unter der Zivilbevölkerung Angst und Schrecken.

www.gfbv.de

Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.