ilo_100Genf. - Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) warnt in einem neuen Bericht, dass infolge der Krise eine ganze Generation auf der Strecke zu bleiben drohe. Den aktuellen "Employment Trends for Youth" zufolge sind Jugendliche mit einer gefährlichen Mischung von Problemen konfrontiert: hohe Arbeitslosigkeit, zunehmend prekäre Beschäftigungsverhältnisse und vor allem in den armen Ländern ein zum Leben nicht ausreichendes Einkommen.

Durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise ist der ILO zufolge im Jahr 2009 die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen unter 25 Jahren weltweit um 4,5 Millionen gegenüber dem Vorjahr angestiegen. In den Jahren vor der Krise betrug der jährliche Anstieg nie mehr als 100.000. Seit dem Höhepunkt 2009 hat sich ein Rückgang ergeben von 75,8 auf 75,1 Millionen Ende 2010. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 12,7 Prozent.

Die ILO-Experten führen diesen leichten Rückgang jedoch weniger auf eine Erholung am Arbeitsmarkt zurück als vielmehr darauf, dass Jugendliche die Suche nach einem Arbeitsplatz aufgegeben haben. Ein Beispiel hierfür biete Irland, wo die Jugendarbeitslosenrate von 9 Prozent vor Ausbruch der Krise 2007 auf 27,5 Prozent im Jahr 2010 gestiegen sei. Dieser ohnehin schon dramatische Anstieg wäre noch um bis zu 19 Prozentpunkte höher ausgefallen, wenn auch diejenigen Jugendlichen gezählt worden wären, die die Krise mit einer Aus- oder Fortbildung überbrücken oder die die Suche aufgegeben haben.

"In diesen neuen Zahlen spiegeln sich Enttäuschung und Wut von Millionen von Jugendlichen in aller Welt wider", sagte der Leiter der Beschäftigungsabteilung der ILO, José Manuel Salazar-Xirinachs. Wer in der seit Jahren anhaltenden Finanz- und Wirtschaftskrise neu in den Arbeitsmarkt eintrete, der leide nicht nur aktuell unter Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung und dementsprechend geringer sozialer Teilhabe, so der Bericht. Hinzu kämen längerfristige Auswirkungen wie eine geringere Lohnhöhe im späteren Berufsleben und ein anhaltendes Misstrauen gegenüber dem politischen und wirtschaftlichen System. Diese Frustration sei eine der Ursachen für die Proteste in zahlreichen Ländern. Dies gelte beispielsweise für Nordafrika, wo schon seit zwei Jahrzehnten ein Viertel aller Jugendlichen ohne Arbeit sei.

In vielen ärmeren Ländern bestehe die größte Gefahr für Jugendliche darin, in einem Kreislauf von Armut trotz Erwerbstätigkeit gefangen zu bleiben, so die ILO. In vielen Ländern Afrikas oder Südasiens sei der bloße Blick auf die Arbeitslosenzahlen irreführend. Die relativ hohe Beschäftigungsrate zeige dort lediglich, dass Jugendliche keine andere Wahl haben, als jede Arbeit anzunehmen, gleich zu welchem Lohn und welchen Bedingungen. Es gebe auf der Welt viel mehr Jugendliche, die zu den so genannten arbeitenden Armen zählen, als solche, die gar keine Arbeit haben, hält der Bericht fest.

Salazar-Xirinachs lobte zwar die Bemühungen vieler Regierungen, die Jugendarbeitslosigkeit durch verschiedene arbeitsmarktpolitische Instrumente zu bekämpfen – beispielsweise durch gezielte Fortbildungsmaßnahmen, Unterstützung bei der Arbeitssuche oder Existenzgründung oder auch durch Subventionen für Arbeitgeber, die Jugendliche einstellen. "Letztendlich aber müssen einfach mehr Arbeitsplätze geschaffen werden", so der Beschäftigungsexperte. "Dazu sind Maßnahmen nötig, die Wachstumshemmnisse beseitigen, wie etwa eine Reparatur des Finanzsystems und eine Restrukturierung des Bankensektors, um kleinen und mittelständischen Unternehmen wieder ausreichend Kredite zur Verfügung stellen zu können, sowie die Stärkung der weltweiten Nachfrage."

Deutschland schnitt im internationalen Vergleich relativ gut ab. Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge ist die Arbeitslosenquote bei den Unter-25jährigen selbst 2009 leicht rückläufig gewesen. Zwischen Dezember 2009 und Dezember 2010 ist sie weiter zurückgegangen, von 9,8 auf 8,0 Prozent.

www.ilo.org

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